Zum Saisonabschluss zur Zugspitze
Aus zuverlässiger Quelle wurde mir zugetragen, dass die Frauenquote bei der Steigeisenhengetse zu niedrig ist. Also habe ich kurzentschlossen bei Hermann angefragt und wurde direkt eingeladen.
Wegen der Wettervorhersage verschob sich das Ziel vom Wetterhorn über die Albignahütte zum Dachstein, bis schließlich die Zugspitzüberschreitung vom Höllental in das Reintal in Angriff genommen werden sollte.
Am Samstag sind dann Hermann, Bernd und ich nach Hammersbach aufgebrochen. In Grainau haben wir noch Hajo, der mit dem Zug angereist war, im strömenden Regen unter einem Baum aufgesammelt. Um auf die angekündigte Wetterbesserung zu warten gab es erstmal Kaffee und Kuchen, und Hermann hat noch schnell das Lager auf der Reintalangerhütte gebucht. Gegen vier Uhr wurde es besser und wir konnten starten.
Der Aufstieg führte uns durch die Höllentalklamm zur neuen Höllentalangerhütte. Dort hatten wir dank Abstandsregelung ein Achterlager für uns alleine und konnten ungestört von Herrenballett im Damenwaschraum träumen, oder war das etwa gar kein Traum…
Am nächsten Morgen starteten wir bei deutlich besserem Wetter in Richtung Zugspitze. Erst ging es auf Leitern und Eisenstiften ausgesetzt über das Brett und dann in Richtung Höllentalferner, wo die der Tour namensgebende Ausrüstung angelegt wurde. Der Bergschrund war problemlos zu überwinden, doch im Klettersteig lag bereits reichlich Schnee, der das Stahlseil stellenweise verschluckt hatte. Abgesehen von einigen vereisten Stellen war der Steig aber trotzdem gut zu begehen. Wegen der Wettervorhersage hielt sich auch der Stau in Grenzen, und gegen 13:00 Uhr war der Gipfel in Sicht.
Etwas irritierend war die Ankunft am Gipfel, als wir aus alpinem Gelände kommend um die Ecke guckten und uns plötzlich den Handykameras und Menschenmassen auf der Gipfelstation gegenübersahen. Nach einer Pause mit wohlverdienten Pommes und Weißwurscht machten wir uns dann in Richtung Reintal auf. Der Himmel zog langsam zu, es wurde recht windig und vor uns lagen noch 1600 Hm bis zur Hütte. Der Abstieg vom Zugspitzplatt war auch schon gut verschneit und der beste Weg nicht leicht zu finden, was einige Aufsteiger jedoch nicht daran hinderte ohne Handschuhe und mit fragwürdiger Ausrüstung in Richtung Gipfel zu gehen.
Kurz oberhalb der Knorrhütte konnten wir noch ein Schneehuhn beobachten, oder war es eher umgekehrt? Die Hütte hatte leider offiziell schon geschlossen, und trotz Bernds Bemühungen und dem Hinweis auf schwere Unterhopfung war kein Getränk mehr zu bekommen. Im weiteren Abstieg entdeckten die Herren eine große Schuttreiße und ließen es sich nicht nehmen sie abzufahren, mir war der Wanderweg dann doch lieber.
Hajo stattete der Partnach noch einen Besuch ab, während der Rest schon zur Reintalangerhütte weiterlief. Dort wurden wir mit vielen bunten Gebetsfahnen empfangen und man hatte ein kleines bisschen das Gefühl in Nepal zu sein -das wie so viele Länder für uns dieses Jahr leider unerreichbar geblieben ist. Nach einem spätabendlichen Akkordeonkonzert und nachfolgender Kopfkissenbastelstunde sind wir dann alle dank der zurückgelegten Höhenmeter müde ins Bett gefallen.
Am nächsten Tag setzten wir beim Frühstück in Anbetracht des Wetters wieder auf die bereits zuvor bewährte Taktik Abwarten und Kaffeetrinken, bis es bei Nieselregen in Richtung Garmisch ging. Die Partnachklamm war dank Corona für Absteiger gesperrt, also mussten wir den Weg über die Fahrstraße nehmen. Zum Abschluss der Tour gab es noch ein leckeres Mittagessen im Olympiastadion direkt unter der Skisprungschanze, bevor wir Hajo am Bahnhof absetzten und uns wieder auf den Rückweg machten.
Wir hatten allen Umständen zum Trotz eine gelungene und abwechslungsreiche Tour am Ende eines verrückten Bergjahres, in dem erst gar nichts ging und dann doch erstaunlich viel. Danke an Hermann für die Organisation und an alle für drei klasse Tage auf Tour.
(PS: und für abenteuerlustige Damen ist die Steigeisenhengetse durchaus eine Empfehlung…).