Warmlaufen für den Bergsommer 2018
Aus unerfindlichen Gründen war der Anmeldeschluss in der Sektionsausschreibung auf den 31.12.2017 festgesetzt und so konnte sich danach leider niemand mehr für die geplanten Tagestouren im Obernbergtal anmelden.
Die Zahl der interessierten Mitglieder schrumpfte dann auf zuletzt 4 Teilnehmerinnen, die sich mit mir in diesem fast vergessenem Seitental rechts der Brennerstrasse für den Sommer 2018 wandermäßig in Form bringen wollten.
Nach meiner zugegeben anfänglichen Enttäuschung – eine für wirklich fast jedermann/-frau machbare Bergausfahrt findet so gut wie keine Interessenten – spürte ich doch bei der Vorbesprechung, dass Marlies, Roswitha und Margrit mit voller Motivation diese Wandertage mit mir angehen wollten. Hedwig aus Horb-Altheim ließ über Marlies ebenfalls ausrichten, dass sie gerne dabei sein wollte und so fuhren wir am Sonntag den 10.06.2018 morgens gegen 06:00 Uhr umweltfreundlich mit nur einem Auto bei guter Stimmung und durchwachsener Wetterprognose über den Fernpass und die alte Brennerstrasse nach Obernberg im gleichnamigen Tal zum Jugend- und Seminarhaus der Sektion Innsbruck, bei der ich für uns Quartier mit Halbpension gebucht hatte.
Melanie, die Leiterin des Hauses vereinbarte mit uns, dass wir als heute einzige Gäste unser Abendessen auswärts einnehmen und verteilte uns 5 auf ungewohnt komfortable Zimmer:
1 Viererzimmer für 2 Personen
1 Viererzimmer für eine Person
Für mich und Roswitha gar ein Doppelzimmer mit Nasszelle und WC.
Schnell waren unsere Komfortlager bezogen und wir machten bis zum Abendessen in der „Waldesruh`“ noch eine erste Wanderung zum und um den Obernberger See. Zu bestaunen waren hier schon die vielen Trollblumen und die ersten Orchideen. Wir staunten auch über die vielen Einheimischen, die hier den Sonntag verbrachten, wohl als Ausgleich zur morgentlichen Prozessionsteilnahme am dortigen Herz-Jesu-Sonntag.
Nach dem zünftigen Abendessen in der Waldesruh erlebten wir eine sehr ruhige erste Nacht im Seminarhaus und trafen uns am Montag um 08:00 Uhr zum Frühstück – Müsli, Obst, Marmelade, Wurst, Käse, Brot und Weckle. Was will Mann oder Frau eigentlich mehr?? um danach zur ersten Tagestour bei schönstem Frühsommerwetter aufzubrechen.
Mit kleinem Rucksack ging es direkt von der Unterkunft zur Kastnerbergalm, bei der die erste Pause geplant war. Margrit, Roswitha und ich legten nun einen höheren Gang ein und erstiegen das Trunajoch und den Kastnerberg, um von dort zum zweiten gemeinsamen Ziel, dem Lichtsee zu wandern.
Immer wieder blieben wir stehen, um uns gegenseitig die Orchideen wie das Waldvögelein, die verschiedenen Knabenkräuter, Küchenschellen, Trollblumen und Enziane sowie die ebenfalls schon reichlich blühenden Alpenrosen zu zeigen.
Der Lichtsee lud mich prompt zum Bade ein und frisch gewaschen blendete ich Hedwig am anderen Seeufer – so ihr trockener Kommentar.
Bei Hedwig und Marlies machten wir unsere Mittagspause, allerdings bedingt durch ein herannahendes Gewitter nur kurz, um danach sofort bereits regenverpackt den Abstieg zu beginnen.
Zwischen lautem Donnerschlag und stürmischem Regen hatte dann Margrit ihre biblische Erscheinung: Josef und Maria mit Rückenschwangerschaft!! Oh Margrit, Josef war dein Wanderleiter im roten Poncho, Maria = Roswitha mit blauem ( marienblau??) Poncho, und eine Rückenschwangerschaft ist alpinistisch ein Rucksack!! Bei Blitz und Donner gibt`s aber doch immer wieder Erscheinungen.
Am Lärchenwiesenweg angekommen, nahmen wir selbigen für die letzten km und Höhenmeter hinab nach Obernberg, rief uns doch dort Almis Berghotel zu Topfen- und Apfelstrudel.
Nach gemütlicher Kaffeerunde gingen wir zurück zum Seminarhaus und stellten umgehend fest, dass die dortige Ruhe zwischenzeitlich durch Ankunft von zwei Schulklassen aufgehoben worden war. Die Kinder und Jugendlichen sowie wir durften uns in aller Kürze aneinander gewöhnen, eine Lehrkraft verfügte dann (für uns wohltuend) für seine Klasse ein Schweigemahl – da schmeckten einem die Spaghetti glatt doppelt gut.
Der uns ungewohnte Lärmpegel reduzierte sich nach den Essenszeiten jedoch immer gegen Null, die Kinder hatten bis zur Bettruhe immer noch Aufgaben etc. zu erledigen. Wir hielten uns umgehend schadlos, wir besetzten das Cafe im Seminarhaus und machten für uns daraus eine nette Weinstube.
Der Dienstag, Margrit`s Geburtstag war erneut von schönem Wetter gezeichnet und nach Gratulation und Frühstück in „Gruppenlautstärke“ „flüchteten“ wir, um heute die Allerleigrubenspitze mit 2231 m zu ersteigen. Marlies und Hedwig gingen beim Abzweig zum Tiroler Höhenweg Richtung Obernberger See, Roswitha und Margrit folgten mir über schönste Frühsommerwiesen und mächtige Alpenrosenfelder bis hinauf zum Gipfel. Hier freute sich unser Geburtstagskind, „dass sie dies noch erleben durfte“.
Ja, zusammen durften wir dann wegen drohendem Gewitter den direkten Abstieg weg- und teilweise planlos hinab zum Obernberger See erleben – was tut man als Wanderleiter nicht alles, damit eine Wanderung auch ein Erlebnis wird!
Marlies und Hedwig waren bereits zur Unterkunft vorausgegangen und wir beeilten uns selbige zu erreichen, schließlich war es fast schon Zeit zur Kaffeepause. Also heimgekommen , geduscht und umgezogen dann zu Strudel Sacher …. in Almis Berghotel.
Zwischenzeitlich waren wir ja auch lärmresistent und konnten unser Abendessen – heute Schniposa – ( Schnitzel, Kartoffeln und Salat) genießen. Nach dem Abendessen (das uns immer gut schmeckte) wurde zur Geburtstagsparty in die besetzte Weinstube geladen und wir ließen Margrit zu ihrem Unterjesinger Wein nochmals hochleben.
Mittwoch – zu diesem Tag sage und schreibe ich nicht viel. Offensichtlich hatten meine Damen die ganze Nacht um Regen gebetet, der jetzt da war und so war Shopping im Brenner-Outlet-Center angesagt – immerhin habe ich dort zu Outletpreisen meinen Espressovorrat wieder aufgefüllt.
Mit dem Donnerstag kam für uns der Abschied aus einer wunderbaren Bergwelt nah am Brenner doch weit weit weg von Hektik und Lärm. Bevor wir die Heimreise antraten, nahmen wir uns noch den Seesteig vor, der von Obernberg Richtung Schwarze Wand zu erreichen ist, und über den wir nochmals zum Obernberger See absteigen wollten.
Alle meisterten sowohl Auf- als auch Abstieg trotz mancher Schräglage und Ausgesetztheit. Marlies freute sich beim Abschiedsmittagessen in der Waldesruh, für diesen von ihr als schönen Sonntagsspaziergang empfundenen letzten Tourentag. Ich hatte den Frauen nicht gesagt, dass wir uns zu Abschluss einen schwarzen Steig vorgenommen hatten. Marlies Kommentar zeigte mir, dass das Warmlaufen für den Bergsommer nicht nur schön sondern wohl auch erfolgreich gewesen sein musste.
Abschließend bedanke ich mich sehr beim Team des Seminarhauses, dass uns problemlos die Unterkunft vorreserviert hatte, uns bestens mit Zimmerlager und Halbpension versorgte und uns gegenüber immer freundlich und zuvorkommend war.
Danke auch an „meine Wanderfrauen“, die alle Tage und Touren hochmotiviert und in bester Laune mit viel Spaß und so mancher Erscheinung zu einer gelungenen Bergausfahrt gemacht haben.
Mit diesem Eindruck freue ich mich schon heute auf das Warmlaufen für 2019.
Termin: 10.05.2018 – 14.05.2018
Tourenleitung und Bericht: Thomas Leon
Teinehmerinnen: Roswitha, Marlies, Hedwig und Marlies
Bilder: tja, die stecken noch in der Dunkelkammer10