Kraxeln und Klettern am Karlsruher Grat

Wo der Schwarzwald seine alpine Seite zeigt

Die Wanderung muss entweder alle gelangweilt oder alle fasziniert haben. Jedenfalls dachte niemand daran, die Erlebnisse mit ein paar Zeilen zu dokumentieren. Es folgt daher ein Gedächtnisprotokoll.

Manche nennen es gar einen Klettersteig, und ganz falsch ist das auch nicht. Auch wenn keine besondere Klettersteigausrüstung notwendig ist, so ist dennoch ein hohes Maß an Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Affinität zum Fels erforderlich. Für den Schwarzwald ziemlich einzigartig (vom Battert mal abgesehen). Die Rede ist vom Karlsruher Grat, ein etwa 400 Meter langer Felsgrat aus Quarzporphyr, einst ein unterirdischer Magmafluss, der im Laufe der Millionen Jahre vom umgebenden weichen Gestein durch Erosion befreit wurde.

Die Wanderer trafen sich nach einer Schönwetterfahrt über die Schwarzwaldhochstraße am Sonntagvormittag in Seebach im Achertal, wo sich noch Lisa – eine der Lieblingscousinen von Gustav – und ihr Freund Jannes aus Baden-Baden dazugesellten. Recht gemütlich ging es über Wiesenpfade nach Ottenhöfen, um von dort über den Schloßberg das nicht sehr ansehnliche untere Gottschlägtal zu umgehen. Hinter dem unattraktiven Steinbruch stiegen wir aber genau in dieses enge Tal wieder ab, das von hier an eine sehr idyllische und wildromantische Schlucht darstellt. Schon nach kurzem Weg gelangten wir zu einem spektakulären Wasserfall, dem Edelfrauengrab, der Sage nach die Rache eines Kreuzug-Ritters an der herzlosen Mutter seiner Kinder.

Über viele Stufen entlang vieler Kaskaden des Gottschlägbachs schlängelte sich der Weg weiter bergan, bis er an einem überdachten Stand mit Bier und Spirituosen zur Selbstversorgung steil aus dem Tal hinaus auf die Höhen des Felsrückens führte.

An einem markanten Hinweisschild mussten wir uns entscheiden: entweder über den Klettersteig – nur für Geübte, oder abseits vom Grat über bequeme Waldwege für die weniger Mutigen. Mutig waren schließlich alle, wenn auch nicht alle geübt waren, und so stellte sich bald heraus, dass der Grat doch recht anspruchsvoll war und von Einigen ziemlich unterschätzt worden war. Ohne jegliche Markierung mussten wir auf den Felsen nach begehbaren Passagen suchen und uns mit Hilfe aller verfügbarer Körperteile vorantasten.  Der harte Fels war griffig und trocken; bei Regen wäre es vermutlich sehr rutschig und halsbrecherisch gewesen.

Belohnt wurden die Mühen durch phantastische Ausblicke tief ins Tal des Naturschutzgebietes, während wir auf den Felsen unser mitgebrachtes Vesper verspeisten.

Fast eine Stunde hat die Überquerung des Grats in Anspruch genommen, ehe wir am Bosensteiner Eck wieder in die Zivilisation zurück gelangten.

Der Tag war aber noch nicht vorbei. Nicht weit von Ottenhöfen entfernt liegt im wunderbaren Lierbachtal versteckt die Klosterruine Allerheiligen, ein herrliches Ensemble aus altem Klostergemäuer, Museum, Scheunen und Gärten. Und natürlich einem Gasthaus mit einer Freiterasse; Einkehr obligatorisch!

Die Klosterruine war dann Ausgangspunkt für eine Wanderung entlang des Lierbachs, die nach einer halben Stunde zu den Allerheiligen-Wasserfällen führte. Viele gemauerte Stufen führen an diesem Fall entlang nach unten und lassen erkennen, wie beschwerlich oder gar unzugänglich dieses Tal einst gewesen ist. Am unteren Talausgang stießen wir schließlich wieder auf die Straße, wo wir uns von Lisa und Jannes verabschiedeten, ehe es für die anderen zurück nach Rottenburg ging.


Termin: 22.05.2017
Organisation/Führung: Gustav Rechlitz
Teilnehmer: Marlies, Margit, Efi, Lisa, Norbert, Eberhard, Joseph, Heiko, Wolfgang
Autor: Gustav Rechlitz

[wp_geo_map]