Lehrreiche Tage in der Innerschweiz

Grundkurs Hochtouren am Chelengletscher

Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich am Samstagvormittag alle Teilnehmer am Hotel Dammagletscher ein. Die Kursleiter kamen mit etwas Verspätung, da unterwegs noch eine lokale Köstlichkeit zu sich genommen werden musste. Dazu aber später mehr. Nach einem kurzen Ausrüstungscheck ging‘s auch schon los.

Der Zustieg zur Hütte verläuft entlang des Göscheneralpsees und führt das Tal nach hinten, bevor der letzte steile Anstieg zur Chelenalphütte (2350 m.ü.M.) hinauf bezwungen werden muss. Oben angelangt empfing uns Reto und seine Frau Petra sehr herzlich in der kleinen, aber feinen Hütte. Da es erst früher Nachmittag war, schlug unser Kursleiter Truffi vor, dass wir nach dem Bezug des Winterlagers noch hinüber zum Chelengletscher gehen und die ersten Gehversuche auf dem aperen Gletscher machen. An einer Flanke des Gletschers konnte das Gehen mit Steigeisen (Vertikalzackentechnik) auch gleich im steileren Gelände getestet werden.

Steigeisenübungen am Chelengletscher

Zurück auf der Hütte freuten sich alle auf das Abend- bzw. Nachtessen wie die Schweizer sagen. Da die Tische klar unter Karnivoren und Vegetariern aufgeteilt waren, gab es auch keine Verwechslungsgefahr bei den mehrmals wiederbefüllten Töpfen. Nach einer Vertiefung in Knotenkunde und der Verkostung von einigen obergärigen Gerstensäften aus dem Appenzell gingen alle müde, aber zufrieden ins Bett.

Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück direkt wieder hinüber auf den Gletscher. Der Zustieg über die Schuttmoräne dauert mittlerweile ca. eine Stunde, da er sich wie die meisten Gletscher in den Alpen immer weiter zurückzieht. Dort angekommen, übten wir zunächst das Gehen in der Seilschaft, bevor wir unterhalb eines Gletscherbruchs weitere Ausbildungsinhalte vermittelt bekamen (Spaltenbergung inkl. T-Anker & loser Rolle). An einer etwas steileren Stelle konnte sich dann jeder in der Frontalzackentechnik und dem Umgang mit dem Pickel bzw. Eisgerät üben. Auch einen Eisstand sowie eine Abalakow „Eissanduhr“ durften wir bauen. Abgerundet wurde der Tag auf dem Gletscher mit ausführlichen Ausgleitübung mit zum Teil artistischen Einlagen.

Blick vom Sustenhorn Richtung Gwächtenhorn, Berner Oberland und Wallis

Zurück auf der Hütte wurde nach einem weiteren leckeren Nachtessen diskutiert, was am nächsten Tag unternommen werden sollte: das Sustenhorn (3502 m.ü.M.) erklimmen oder eine etwas längere Tour über den Chelengletscher und SW-Grat hinauf auf das Gwächtenhorn (3403 m.ü.M.) und retour. Wir entschieden uns für Letzteres, doch es sollte anders kommen…

Da das Winterlager ein „feuchtes Loch“ war, wie Gise meinte, hatte sich der ein oder andere eine laufende Nase eingefangen. So entschieden wir beim Frühstück um 4 Uhr, dass wir die kürzere, steilere Route direkt zum Sustenhorn in Angriff nehmen. Gesagt, getan. Nach einem schweißtreibenden Aufstieg zum Sustenlimi (3078 m), wurde wieder eingebunden und in zwei Seilschaften bei starker Bise Stück für Stück Richtung Gipfel gegangen. Oben angekommen war die Aussicht auf Matterhorn, Weisshorn, Eiger, Mönch und Jungfrau ein wahrer Genuss.

Auf dem Rückweg bauten wir nochmals lose Rollen, diesmal mit einem „Abgestürzten“ am Steilhang. Zurück auf der Hütte waren alle etwas platt. Der Abend wurde mit Älpler Magronen, etwas Karten- und Wetterkunde, (Seil-)Wein – jeder der auf das Seil mit Steigeisen trat, durfte eine spendieren – und einer Flasche Apfelschnaps auf Kosten des Hauses abgerundet.

Gruppenfoto Sustenhorn (3503 m)

Am letzten Vormittag übten wir noch am Hüttenfels diverse Fortbewegungstechniken im steileren/senkrechten Gelände (Gehen am Fixseil im Auf- und Abstieg, Abseilen, Klettern mit steigeisenfesten Schuhen, …) bevor der Abstieg zum Hotel Dammagletscher anstand. Zum krönenden Abschluss konnte dann bei „Tante Käthe`s“ Dorfladen in Göschenen nochmals ein köstlicher Pfirsichkuchen sowie schweizerischer „Käsekuchen“ genossen werden. Alles in allem eine rundum gelungene Veranstaltung mit tollem Wetter, Hüttenwirt, Essen, Inhalten, Teilnehmern und Kursleiter(n).


Blick Richtung Dammastock während des Aufstiegs zur Hütte

Termin: 04. – 07. Juli 2020
Organisation/Kursleitung: Sebastian Truffner & Giesbert Schiebel
Teilnehmer*innen: Stefan, Sven, Moritz, Lena, Hajan, Clemens, Elmar, Frank, Max
Bericht: Max Weiss