Schneeschuhtage im Schmirntal
Der Schneeschuhpapst ruft alljährlich seine AnhängerInnen zum Schneeschuhpilgern – und sie folgen ihm zahlreich und freudig bei Wind und Wetter. Denn schweißtreibende Aufstiege, Kniefälle im Angesicht des Gipfelkreuzes, Stoßgebete zur rechten Wegfindung oder die Beichte („Ich gelobe nie wieder einen Kasknödel zuviel zu essen!“) sind gewiss.
Sonntag, 18.2.2018
Nach einer inzwischen routinierten Anreise mit Kaffeepause in Nassereith kommen wir in dem verschlafenen Toldern (1462) im Schmirntal an, wo wir im Gasthaus Olpererblick in 2 schönen Ferienwohnungen mit Halbpension unterkommen.
Wir nehmen sogleich Kontakt zu unserer Umgebung auf und starten bei bewölktem Himmel und leichtem Schneefall zunächst noch ohne Schneeschuhe mit einer „Eingehtour“. 3 Stunden stapfen wir durch den Tiefschnee zu unserem ersten Pilgerziel – einer kleinen Kapelle genannt „Zur kalten Herberge“ (1569).
Trotz des wohlverdienten Hungers schaffen die Frauen die üppige Gröstel-Pfanne zum Abendessen nicht ganz, was sofort eine Prophezeihung unseres Schneeschuhpapstes hevorruft: „Dunkle Gröstelwolken werden über euch kommen und Schnee und Kälte über euch bringen!“
Montag, 19.02.2018
…und ein wolkenloser Himmel steht über dem schneebedeckten, glitzernden Schmirntal und kein Wölkchen trübt die Sonne… Die Stimmung ist entsprechend super, das Frühstück ebenso und so starten wir hochmotiviert unserem nächsten Pilgerziel, dem Rauhen Kopf (2150) und dem Hohen Napf (2247) entgegen. Die knirschenden und quietschenden Geräusche im tiegefrorenen Schnee lassen keine Unterhaltung zu, sodass wir schweigend und andächtig dem immer steiler werdenden Weg und unserem Schneeschuhpapst gen Gipfelkreuz folgen. Schließlich verpassen wir in weglosem Gelände den Abzweig und verlieren im Tiefschnee Kraft und Zeit, was uns am Ende das Gipfelglück kostet, nicht aber den Gipfelschnaps und eine traumhafte Weitsicht bei grandiosem Panorama.
Bei der Zima-Hütte (1848) legen wir eine Rast ein und wärmen uns in der Sonne.
Nach 6 Stunden sind wir wieder zurück und müssen uns wegen Ruhetag selber mit Kaffee und Kuchen versorgen. Und so sitzen wir auch abends in gemüticher Runde bei Wein und Sekt in der Ferienwohnung und haben uns viel zu sagen und zu erzählen…
Dienstag, 20.02.2018
Mit einem Tag Verspätung trifft die Prophezeihung dann doch noch ein: Die „Gröstelwolken“ verdecken die Sonne, Eiseskälte bricht herein und Schneefall trübt den Himmel – aber nicht die Stimmung!
Als Buße zum gestrigen Weingelage wird als Pilgerziel des Tages der „Sumpfkopf“ (2341) auserkoren. Der Anstieg steil, die Landschaft traumhaft (würde die Sonne scheinen). Der Wind pfeift, es herrschen polare Zustände. Immer schön in Bewegung bleiben, nur ja nicht anhalten, dapp, dapp, rutsch, fluch, dapp, oh Maria, bitte mach meine Fingerspitzen warm, dapp, dapp, und meine Zaia au, dapp, dapp, oh Jesses, i moss mol, dapp, dapp, Herr hilf! Da taucht auch schon eine voll ausgestattete Wanderhütte auf mit Kerzen, Tisch und Bank! Was will der bescheidene Schneeschuhpilger mehr? Ach ja: Ein zünftiges Vesper, einen Kuchen und natürlich einen Schnaps – bitteschön!
Auch der Sumpfkopf bleibt unerreicht – 100m unterhalb des Gipfels beugen wir uns der Macht der Natur – selbst die langen Unterhosen halten der Kälte nicht Stand – wir treten den Rückzug an.
Viel zu früh erreichen wir unsere Unterbringung – Beine hochlegen ist noch nicht angesagt! Direkt neben dem Gasthof ist ein „Avalanche Training Centre“ und wir üben Verschütteten-Suche und den Umgang mit Pips-ups. Besonders unter den Männern entwickelt sich eine Leidenschaft, die an Geocaching oder Schatzsuche erinnert. Jedenfalls konnten alle Verschütteten geortet werden – Prüfung bestanden! Kasknödeln verdient!
Mittwoch, 21.02.2018
„Heute aber werden wir endlich das Gipfelkreuz erreichen“ – so die Prophezeihung unseres Schneeschuhpapstes. Nämlich die der Ottenspitze (2179). Gesagt – getan! Nur nicht ganz so schnell und nicht ganz so einfach. Entgegen aller Prognosen war das Wetter besser als erwartet und bescherte uns eine schöne Tour samt Gipfelglück und anschießendem Muskelkater!
Die letzte abendliche Gesprächsrunde führte denn auch nochmals durch sämtliche Alpentäler, auf Steige, Leitern und atemberaubende Gipfel, zu außergewöhnlichen Erlebnissen und Erinnerungen rund um die Alpen. Reichlich Stoff für die Träume der bevorstehenden Nacht.
Donnerstag, 22.02.2018
„Und heute ist der Tag gekommen, an dem sich unsere Wege wieder trennen werden!“ (aus der „Prophezeihung des Schneeschuhpapstes“ – letztes Kapitel anno 2018).
Bevor sich die Prophezeihung bewahrheitete, führte der Schneeschuhpapst seine AnhängerInnen durche eine verwunschene Traumlandschaft, er ließ noch einmal die Sonne erstrahlen, den Schnee glitzern, drapierte Gämsen an die herabfallenden Berghänge und zauberte eine andächtige Stille über das tief verschneite Tal. Beim letzten Feldkreuz gelobten die AnhängerInnen die Treue zu halten bis in sein 96. Lebensjahr…
Amen.
Termin: 22 – 28.02.2018
Organisation/Führung: Thomas Leon
Teilnehmer: Uschi und Jürgen, Karl-August, Moni und Moni, Roswitha
Autorin: Monika Blessing
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