Bim-Bam und andere Spektakel

Obertolle Trails im Obervinschgau

Donnerstag, erster Tag: Fünf Biker trafen sich zur Ausfahrt ins Obervinschgau nach Prad am Stilfserjoch. Das Vinschgau wirbt mit 300 Sonnentagen und vielen naturbelassenen Trails als Bikerparadies. Die Wetterprognosen für eine tolle Ausfahrt standen gut, so dass wir dieses Jahr auch teilhaben wollten. Nach längerer Fahrt waren wir in Prad im zweckmäßigen Hotel Astoria angekommen. Nach dem Zimmerbezug folgte noch eine kleine, lockere Bikerunde auf dem Radweg nach Glurns, über Trails und wieder zurück nach Prad. Wir beendeten den Tag mit Vorfreude auf weitere spannende, tolle Tage.

Am Freitagmorgen standen die 3-Länder-Enduro-Tralis am Reschen auf dem Programm. Wir starteten in St. Valentin an der Bergbahn auf die Haideralm und ließen uns mit der Gondel hoch transportieren. Oben angekommen, ging es gleich los mit einem steilen knackigen Einstieg zum Trail mit engen teils verblockten Spitzkehren und Wurzelpassagen, wo man ziemlich schnell an seine eigenen Grenzen stoßen kann. Heil am Ufer des Reschensees angekommen, ließen wir uns wieder von der Bergbahn Schöneneben hochbringen. Es wartete der flowige Abfahrtstrail mit lichten Wäldern und toller Aussicht auf den Reschensee mit seiner türkisen Farbe, eingekesselt von Bergen – eine tolles Panorama. Wir überquerten die Transferstrecke mit moderatem Anstieg zur Reschner Alm. Die vielen Räder zeigten, dies ist ein Treffpunkt für Biker. Auch wir nutzten die Gelegenheit für ein Einkehrschwung und verköstigten uns mit Apfelstrudel und sehr leckerem Kaiserschmarren. Nach einem kleinen Espresso ging es dann auch schon wieder mit einem leichten Anstieg weiter und über Grünsee und Schwarzsee runter nach Nauders. Dieser Teil war sehr feucht und schmierig, dort war ständig die Geschicklichkeit gefragt. Anschließend ließen wir uns wieder mit der Bergkastelseilbahn hochfahren; oben angekommen führt die Tour zu den Bunkern und Panzersperren aus dem 2. Weltkrieg auf dem Plarmort-Plateau. Dort wo die Österreicher und Italiener ihr Unwesen trieben, ist heute ein Spielplatz für Biker. Noch kurz vor zum berühmtesten Aussichtspunkt über den Reschensee mit Ortler und Co. im Hintergrund. Diesen Ausblick muss man gesehen haben! Über den anspruchsvollen Bunkertrail schlängelten wir uns runter bis zum Reschenseeufer und merkten: Auch Tiefenmeter sind anstrengend. Wir sind ganz schön platt.

Am Samstag stand der Bim-Bam-Trail auf dem Programm. Unser Tourleiter Gerhard hatte für den heutigen Tag einen einheimischen Tourguide und einen Shuttleservice auf die Passhöhe ans Stilfserjoch organisiert. Früh morgens ging es los, da der Einstieg zum Goldseeweg ab 9 Uhr für Biker verboten ist. Nach den 48 Kehren des Stilfserjochs – die wir zum Glück nicht pedalieren mussten – sind wir am Pass. Oben ein interessantes Spektaktel: Wir mit Bike, an der Seilbahn zum Gletscher Menschenschlangen mit Skiern. Der Stilfser Gletscher gehört zu den bekannten Sommerskigebieten. Eine Woche früher hätten wir auch Ski gebraucht. Aber wir hatten Glück, die Trails waren wieder befahrbar. Wir starteten den sehr steilen Weg zur 3-Sprachenspitze (etwa 80 Höhenmeter) hoch. Um das Ganze zu bewältigen, musste auch geschoben werden, da sich die dünne Luft auch schon bemerkbar machte. Oben angekommen, legten wir nach einer kurzen Pause unsere Schützer an, dann fuhren wir zuerst an dem Goldseeweg vorbei, an verfallenen Kasernen aus dem 2. Weltkrieg, und schlängelten uns so am gerölligen Hang entlang bis zum Goldsee und belohnten uns mit einem tollen Panorama mit König Ortler, den verschneiten Gipfeln und perfektem Wetter. Nach dem Goldsee verließen wir den Goldseeweg, der zu den Top Mountainbiketrails der Alpen gehört, und bogen in den Bim-Bam-Trail ein. Im Zickzack waren wir auf Trails mit verblocktem Weg, höheren Staffeln und engen Kehren sehr gefordert. Es war alles dabei, was ein Bikerherz begehrt. Wir fuhren bis nach Trafoi, wo wir uns mit dem Sessellift zur Furkelhütte befördern ließen (Bike gut festhalten, es wird hier nicht eingehängt!). Trotz allem waren jetzt nochmals einige Höhenmeter auf Trails aufwärts zu bewältigen. Danach folgte ein teils ruppiger Trail, die Abfahrt geht an der Stiftersalm vorbei, die finale Abfahrt auf Waalwegen, Waldwegen und Weidewegen nach Prad.

Am Sonntag war die Tour über Ofenpass – Passo Gallo – Lago de Livingo – Val Mora angesagt. Früh morgens ließen wir uns an die Passhöhe vom Ofenpass (Schweizer Seite) bringen, da eine längere Tour bevor stand. Nach dem Parkplatz ist auch gleich der Traileinstieg mit leichtem Trail abwärts zur Alpe Buffalora, von dort ging es dann stetig bergauf und wurde immer steiler, bis wir unsere Bikes ein kurzes Stück bis zur Hochebene Buffalora schieben mussten. Dann ging es weiter mit leicht hügeligem Anstieg mit toller Gebirgslandschaft umgeben und der schönen bunten Herbstpracht der Gebirgsgräser und Sträucher zum Passo Gallo. Vor der Abfahrt zum Lago de Livingno verabschiedete sich am Bike von Stefan das Schaltauge. Ersatz hatte Stefan zwar vorausschauend dabei. Mit Schrecken mussten wir aber feststellen, dass weder wir, noch alle anderen Biker auf dem Trail das passendes Werkzeug (zu kleiner Torx) dabei hatten. Aber mit einer Meisterleistung, dank Gerhard, konnten wir das Schaltauge mit Kabelbinder so fixieren dass fahren möglich war. Das war der Tag der Pannen. Der Verschleiß an den Bikes macht sich auch schon bemerkbar. Über den Tag verteilt gab es dann noch eine defekte Sattelstütze, abgefahrene Bremsbeläge und platte Reifen. Aber trotz alle dem gab es keinen Stimmungsabbruch. Aus Sicherheitsgründen verkürzten wir jedoch die Tour. Da wir kein zusätzliches Risiko eingehen wollten, mussten wir ein kurzes Stück zurückfahren bis zur Abzweigung zur Alpe Mora. An dem sehr moderaten Anstieg hat die Notreparatur gehalten. An der Alpe Mora angekommen, legten wir eine Pause für eine kleinere Stärkung ein. Glücklicherweise konnte uns der Wirt auf der Alm mit dem passenden Werkzeug aushelfen, damit war die Reparatur auch schnell erledigt. So konnten wir dann wieder frisch gestärkt auf Schotterpisten mit leichtem Anstieg bis zum Döss Radond auf 2.234 m fahren. Dann ging es nur noch runter über Schotterpisten und immer tolle Einstiege zu gespickten naturbelassenen Trails bis Santa Maria. Anschließend fuhren wir auf Radwegen durch Apfelplantagen bis nach Glurns über den Etschtalradweg zurück nach Prad. Ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende, aber die Anstrengung war uns mittlerweile ins Gesicht geschrieben.

Am Montag nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedeten wir uns von Thomas und Erich, da sie früher abreisen mussten. Gerhard hatte jedoch noch einen Joker in der Tasche, so dass wir auf dem Heimweg nochmals in Nauders anhielten, um den Bergkasteltrail unter die Stollen zu nehmen. Auf dem Bergkasteltrail mit super Flow, naturbelassenen Abschnitten und gebauten Anliegern und Steilkurven und Bodenwellenpassagen (Pumptrack) war der Spaßfaktor sehr hoch. Gegen Mittag traten wir dann die Heimreise nach Rottenburg an.

Und so ging ein super tolles, verlängertes Wochenende zu Ende. Der Titel der Tour war nicht zu viel versprochen! Das ruft nach Wiederholung.


Termin: 12.09. – 16.09.2019
Tourenleitung: Gerhard Lude
Teilnehmer: Erich, Oli, Stefan, Thomas
Tourenbericht: Oli Mayer.