Auf ins Allgäu

Die Mountainbiker im Rottenburger Haus

ich hatte ja schon viel gehört von Thalkirchdorf, Wiedemanndorf, Rottenburger Haus. Jetzt weiß ich, wo´s liegt und wie´s aussieht – mir hat´s gleich gut gefallen.

Am noch sonnigen Freitag nachmittag trudeln so nach und nach alle ein. Es reichte sogar für einen Sundowner auf der Terrasse. Drinnen servierte jeder seinen mitgebrachten Kühlschrank-Inhalt auf die Riesentafel –  es war jedenfalls genug von allem da. Nur die Sitzplätze, die gingen uns fast aus. Wo wir schon mal da waren, blieben wir dann für den Rest des Abends sitzen – es gab ja dann auch noch den einen oder anderen musikalischen Beitrag bis in den frühen Morgen. Ob da wohl alle noch ans Mountainbiken dachten?
Sorgfältig geplant von den alten Hasen des Rottenburger Hauses ging‘s durchs Tal hindurch zur anderen Seite und dort sollte es gleich steil hinauf gehen. So steil, dass manche vorab den Joker „gondeln“ ausspielten. Am oberen Ende der Hündlebahn sahen wir uns alle wieder und rollten gemeinsam Richtung Osten. Unten im Tal ergaben sich immer tolle Blicke auf den kleinen und großen Alpsee und Momente, uns alle auf ein Foto zu bekommen. Die Sonne hielt sich leider meist bedeckt und wechselte sich mit manchem Nieselregen ab. Genau zur richtigen Zeit trafen wir auf eine nette Alm, wo es lecker Vesper für die gemeisterten Höhenmeter gab.
Manch einer und eine hat dazu nicht viel in die Pedale treten müssen – die meist weiblichen Mitarbeiter der Zahnklinik Ulm kamen mit ihren schweren E-Bikes bis hierher und nicht weiter. Die Betreuer mussten dann einen um den anderen Koloss (gemeint sind die Bikes) über die Viehzäune tragen. Ja, da lob ich mir doch mein echtes Mountainbike, leicht und mit den richtigen Zahnrädern, um die Allgäuer Berge zu erklimmen.
Es ging nochmal steil zum Naturfreundehaus bergauf, durch Wälder und Ziegenherden. Im Naturfreundehaus Kempten konnten wir uns nochmal bei Suppe und Apfelstrudel aufwärmen bevor es wieder abwärts ging. Das Wetter wurde langsam besser, mehr und mehr Kleidungsstücke wanderten in den Rucksack.
Der anfangs unwegsame Trail forderte schon ein gutes Stück Fahrtechnik von jedem ab. Unten im Tal Richtung Steibis, nachdem jeder auf den Heimweg eingestellt war, empfing uns ein lustiger Barde mit Gitarre und Trinkerfahrung mit seinem „Mountainbiker-Lied“ zum bisher kleinsten Viehscheid. Wir kamen einfach nicht drumrum, ihn und sein Gefolge mit Alphorn beim Singen und Trinken zu unterstützen, was uns den Abschied zur Heimfahrt eher erschwerte. Mancher schmiedete schon Pläne, wie man auch noch spät in der Nacht aus diesem Tale heraus kommt – aber wer dachte morgens schon an Bikelampen.
Die Vernunft führte uns aber dann doch über Steibis und die im Tal verlaufenden Radwege zurück zum Rottenburger Haus. Diesen Abend soll´s zum Italiener gehn – alle zusammen quetschten wir uns in wenige Autos um bei Pizza und Pasta in Thalkirchdorf unsere Energiespeicher wieder aufzufüllen.
Die letzte Nacht und der vergangene Tag hatten uns doch schon etwas mitgenommen. Entsprechend früh war dieses Mal die Nachtruhe eingekehrt. Am nächsten Morgen, die Brötchen waren wieder wie von Zauberhand auf dem Frühstückstisch, fanden sich doch noch ein paar Radler zusammen, um bei besserem Wetter den Hausberg zu erklimmen. Wieder mächtig steil und gefühlt, gestern den Mount Everest beradelt zu haben, machten wir uns auf zur Salmaser Höhe. Die Sonne kam immer öfter heraus und so gab es dann am Gipfelkreuz in wenigen Minuten mehr Fotos als am Samstag den ganzen Tag. Auf nassen, teilweise sehr steilen Almwegen waren wir matschverspritzt in Rekordzeit wieder unten im Tal. Welch ein Glück – es gab am Haus einen Gartenschlauch, so konnten wir Räder und Schuhe wieder auf Ausgangszustand bringen.
Jetzt noch duschen, umziehen, spülen, rausfegen, Autos laden, verabschieden – wenn da nicht ein Zimmerschlüssel gefehlt hätte. Ja, man hätte einfach gleich in der Jackentasche schauen können – aber luschdig war‘s. Und 2014 ist das Rottenburger Haus wieder gebucht, 18.09. bis 21.09 – diesmal mit Viehscheid. Aber eigentlich sind wir ja zum Mountainbiken dort, sicher lassen sich auch wieder ein paar Höhenmeter unterbringen.
Martin