Gletscherdramatik

Hochtour Großer Geiger und Großvenediger

Am 02 starten Tommy (Jimmy), Markus, Christian und Tobias mit Basti Mohr als Tourguide um 6:00 Uhr in Rottenburg in Richtung Hohe Tauern. Angestrebt wurden 5:30 Stunden Fahrzeit. Durch Verkehrsbehinderungen in München und einem Tennisturnier in Kitzbühel zog sich die Fahrt dennoch in die Länge. Nachdem wir endlich in Ströden im Virgental angekommen waren, wurde rasch „umgehäst“ und um 13:30 Uhr der Abmarsch angetreten. Schauer auf dem Weg zur Essener-Rostocker Hütte zwangen uns zu einer Pause an einer am Wegrand liegenden Jagdhütte. Die gemütliche Essener-Rostocker Hütte, welche auf 2208müNN liegt, lud mit ihrem 60er-Jahre Charme, gutem Essen mit Hüttenmusik und einem eigenen Zimmer für unsere Mannschaft ein.

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Blick vom Großen Geiger auf den Großvenediger

03. August: Mit einem großen Vertrauensvorschuss des Hüttenteams beim Frühstück auf der Essener-Rostocker Hütte, welches nach einem langen Abend lieber etwas länger schlief, startete unser Tag um 04:30 Uhr. Der anschließende Abmarsch um 05:30 führte uns durchs Maurertal aufs Maurerkees und weiter durch dessen Südwestflanke auf den Großen Geiger (3360müNN). Das sonnige Wetter erlaubte uns eine gute Rundumsicht mit Blick auf den Großvenediger und seinem Westgrat, dem Tourenziel für den nächsten Tag.

Der Abstieg bestand aus einer abenteuerlichen Abseilfahrt aus dem Geigerschartl (3105müNN) auf das Obersulzbachkees. Anschließend gab es einen langen, wilden Abstieg bis zum Gletschersee, welcher sich anstelle der noch in den Karten verzeichneten Gletscherformation „Türkische Zeltstadt“ gebildet hat. Der dramatische Gletscherrückgang wird hier auf eindrucksvolle Weise deutlich.

Nach der etwas spannenden Barfußdurchquerung eines Gletscherbaches galt es einen lästigen, heißen Gegenanstieg zum „Alpinhotel“ Kürsinger Hütte (2562müNN) zu bewältigen, der unsere Kondition durchaus prüfte.

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Einblick in die Venedigertour von der Kürsinger Hütte

04. August: Nach einer unruhigen Nacht im Großlager starteten wir um 5:30 Uhr in Richtung Großvenediger. Um den Massen auf der Normalroute aus dem Weg zu gehen, querten wir im Spaltengewirr das Obersulzbachkees Westlich des Nordgrats ging es über einen spaltenreichen Arm des Obersulzbachkees im Firnschnee hinauf zur Westgratscharte auf 3400müNN. Über den Westgrad erreichten wir in zwei Seilschaften nach anregender Blockkletterei zwischen dem 2. und 3. Grad den Gipfel des Großvenediger (3667müNN). Der sonst so begehrte Gipfel war menschenleer, sodass wir das wunderbare Panorama für uns alleine hatten.

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Am Gipfelkreuz des Großvenediger

Nach einer ausgiebigen Vesperpause ging es hinab über den inzwischen aufgeweichten Gletscher??? zum Defreggerhaus (2962müNN). Die Hütte wurde 1925 neu erbaut und strahlt einen besonderen Charme aus. Das Abendessen mit reichlich Nachschlag stopfte die leeren Mägen und sorgte bei den meisten für eine erholsame Nacht.

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Abstieg vom Großvenediger

05.August: Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es zum Abstieg ins Tal über die Johannishütte (2121müNN) nach Hinterbichl, wo eines unserer beiden Autos geparkt war. Eine lange, staureiche Heimfahrt vermochte die Eindrücke dieser tollen Tour im Naturpark Hohe Tauern nicht zu schmälern. Unser herzlicher Dank gilt Sebastian Mohr, der diese Tour nicht nur perfekt vorbereitete, sondern auch mit Ruhe und Sicherheit den richtigen Weg durch das Gewirr der Gletscherspalten fand.


Christian Rieder, Tobias Kappel