Il cuore delle alpi – Das Herz der Alpen

7 Tage auf der Alta Via delle Valmalenco

5 Frauen zeigten nicht nur ihr Interesse, nein sie wollten die Alta Via delle Valmalenco auch erwandern. So trafen wir uns am Sonntag dem 05.08.2018 um 07:30 Uhr am Parkplatz hinter dem Rottenburger Bahnhof. D.h. Dagmar, Moni, Sofia, Roswitha und ich als WL warteten dort auf unsere neue Mitwanderin Kati, die wegen Versorgung ihrer Katze fast unsere Abfahrt versäumte und schon vor dem Kennenlernen zur ersten Runde Prosecco in bella Italia auserkoren war – Salute!!! Ein motivierender Beginn von – das möchte ich schon vorausschicken – 7 wunderschönen Tourentagen in einer ebenso wunderschönen und fast immer einsamen Bergwelt.

Unsere Anfahrt über die A81 nach Konstanz in die Schweiz am dortigen Bodenseeufer entlang bis zur Autobahnraststätte „Heidiland“, dem ersten Halt, verlief problemlos, doch nach dieser Pause sorgte Dagmar mit ihrem permanentem Wunsch, örtliche Kapellen zu besuchen, bei mir als Fahrer für eine theologische Verwirrung, die dazu führte, dass ich statt dem Julierpass die Viamala zum Splügenpass erwischte. In San Giacomo machten wir umgeben von fast zahllosen Moto-Guzzi-Fahrern die zweite Pause und bekamen zum Kaffee unser erstes Eis spendiert.

Über Chiavenna ging es weiter bis zur Nordspitze des Lago di Como, um hier nach rechts Richtung Sondrio im Veltlin abzubiegen. Gegen 16:30 Uhr erreichten wir dank Moni`s GPS-Unterstützung unser „Bed- and Breakfast“ in Albosaggia, das wir als erste und letzte Übernachtungsadresse reserviert hatten.

Mit 5 bis 10 italienischen Wörtern und viel Hand und Fuß erfolgte die Verständigung und wir erhielten ein schönes 2-Bettzimmer und eine ebenso schöne Ferienwohnung als Unterkunft.

Nach der doch langen Anfahrt ging es gleich zum Pizzaessen nach Sondrio und Kati durfte dort ihre Proseccorunde zahlen – oh Bella Italia!

Der Montag – unser Start auf der Alta Via delle Valmalenco begann mit einem Superfrühstück!! – von Müsli über Käse, Wurst, verschiedenem Brot und mehreren Kuchen sowie Obst gab es alles, was wir wollten in Selbstbedienung. Nur der Espresso, Cafe lungo, Cappuchino etc. war das Hoheitsgebiet des Hausherrn.

Dermaßen gestärkt fuhren wir in 20 Minuten nach Torre di S.Maria, stellten die Autos ab und es begann: Das Trekking auf der Alta Via delle Valmalenco.

Was willst Du mehr? Das Wetter war wie die Stimmung meiner Frauencrew: einfach super!! Die ersten 900 Hm ging es zuerst auf landwirtschaftlichen Wegen, dann auf Wanderwegen und Steigen hinauf zur geschlossenen Comettihütte sowie über die Alpi Ardoglio zum gleichnamigen See, wo wir unsere erste Badepause machten. Wir waren bereits auf 2234 m Höhe und genossen den See mit optimaler Badetemperatur.

Zurück auf der Alpe zeigte uns die dortige Hündin mit lautem Bellen voller Stolz ihren Wurf Welpen und wenige Schritte weiter waren wir wieder ganz unter uns. Vorbei an einer Vielzahl blühender Alpenblumen erreichten wir das Refugio Bosio, wo wir herzlich empfangen wurden.

Im Zimmerlager fand jede ihr eigenes Bett und schnell waren wir für den Abend und das Essen gerichtet. Draußen begann es leicht zu regnen, da war es umso schöner drinnen den ersten Rosato und das Essen zu genießen – oh Bella Italia!

Der Dienstagmorgen begann mit einem italienischen Frühstück und den letzten Regentropfen der Nacht. Heute hatten wir mit dem Passo Ventina zackige ca. 800 Hm im Auf, überwiegend im nicht enden wollenden Blockgestein, vor uns. Meine Bergfrauen meisterten den kräftezehrenden Aufstieg wenn auch mit Mühe, so doch ohne jegliches Klagen. Auf dem Pass angekommen wurden wir von den Gletschern des Monte Disgrazia fast erschlagen. Nach einer ausgiebigen Vesperpause ging es zwar steil, aber wegmäßig wesentlich besser die nächsten 900 Hm hinab zum Rif. Gerli-Porro, unserer heutigen Zieladresse, die wir am späten Nachmittag immer noch – oder besser gesagt: wie immer – bei bester Laune erreichten.

Hier angekommen zuerst ein Radler, dann Zimmerbezug, Füße im Bach kühlen und den Tag Revue passieren lassen – oh Bella Italia!!

Der Mittwoch, unser 3. Tag war wieder Sonnenschein pur und in froher Erwartung der Shopping-Meile von Chiareggio stiegen wir nach dem Frühstück die ersten 500 Hm mühelos nach Chiareggio hinab.

Zuerst gab es dort einen Cafe, Esresso oder so, danach wurde die Shopping-Meile gestürmt – ein kleines Lädle mit Brot, Käse, Salami, Obst und Textilien. Ja selbst bei diesem überschaubaren Angebot wurden meine Frauen fündig. Nach ihrem Besuch waren alle Edelweißtücher in Chiareggio ausverkauft!!

So bestens für den weiteren alpinen Teil des Tages ausgerüstet stiegen wir in 3 Stunden zum Rif. Longoni aus 2430 m Höhe erneut ca. 850 Hm hinauf. Heute waren wir bereits am frühen Nachmittag am Ziel, hatten unterwegs die Wasserfalldusche genossen und konnten so gleich unsere Seelen baumeln lassen.

Mein Italienisch war fast so gut, wie das der Bedienung, die ihres auch erst noch lernen musste. Der heutige Abend wurde von einer Schar „bayrisch gestandener Männer“ „versüßt“ und Roswitha bekam schon Angst, dass meine spontanen Jodlereinlagen den bayrischen Abend platzen lassen könnten.

Ja mei, da lob ich mir halt mei Bella Italia!!!

Donnerstag war unser 4. Trekkingtag und um 7:30 Uhr war die Bayernmannschaft schon beim Abmarsch, als wir zum Frühstück kamen. Heute war es stark bewölkt und sah schon morgens nach Regen aus. Ca. eine halbe Stunde nach unserem Abmarsch zogen wir den Regenschutz hinaus und es begann ordentlich zu regnen. Das zu übersteigende Blockgestein wurde zusehens ungemütlich und nach einer Stunde wechselten wir auf die Via Alpina auf der wir zum Lago Palu jetzt bereits wieder im vollen Sonnenschein wanderten. Der Lago lud zum Bade und das Rifugio Palu zum Kaffee. Danach ging es noch frohgelaunt hinauf zum Bocchel del Torre. Oh jeh, Simmung Ade!! der weitere Weg war die für Fußgänger eklige Skiabfahrt, auf der wir gut 400 Hm im Ab erdulden durften (nix Bella Italia!!) .

Am Wegpunkt auf 1800 m trafen wir wieder unsere Bayrischen Männer, die sich offensichtlich etwas verfranst hatten und uns mit etwas Abstand durch eine wild zugewachsene Schlucht zum Lago Campo Moro folgten. Heute war meine Gruppe trotz Bad und Cafe schon fast erschlagen und der Schotterweg unterhalb der Staumauer des Lago wollte nicht enden.

Die Bayern hatten am Lago ihr Tagesziel erreicht, wir mussten aber weiter bis zum Rif. Christina!! Da half am Lago zum einen der Kaffee und Kuchen sowie ein kühles Blondes und der Hinweis, dass wir nur noch 1 Stunde und 10 Minuten zum Rifugio hatten.

Nach der Kaffeepause war die Stimmung wieder bestens und mit viel Reden und Lachen erreichten wir unser Rif. Christina. Schönes Zimmerlager, bezahlbare Dusche – schwäbisch sparsam: 2 Personen mit einer Duschmarke, danach italienisches Menue – oh Bella Italia!! Alle Mühen des Tages waren vergessen, draußen leuchteten die Berge im Abendrot und drinnen der Rote in den Gläsern.

Der Freitag weckte uns mit purem Sonnenschein und als erstes besuchten wir die gegenüber liegende Kapelle. Dagmar, die schon auf dem Hinweg kapellensüchtig war, kam so zu ihrer Kapelle und danach wanderten wir im nicht enden wollendem Auf und Ab über die Alpe Aquarena am gleichnamigen Berg vorbei zum Piazzo Cavalli, wo wir nochmals Pause machten, bevor wir steile weitere 900 Hm an aufgelassenen Bergdörfern vorbei nach Torre di S. Maria, dem Beginn und Ende unserer diesjährigen Trekkingtour, abstiegen. Hier aßen wir die dortige Bar kuchenleer, um dann nach Albosaggia zurückzufahren, wo uns der Hausherr bereits erwartete.

Er lud uns spontan zum kühlen Bier ein und freute sich mit uns über die gelungene Valmalenco-Tour.

Unsere Trekkingtage und den Abend beschlossen wir mit einem italienischen Essen in Albosoggia, besuchten am Samstag Morgen noch die Altstadt von Sondrio um danach über den Berninapass die Rückreise anzutreten,

Wunderschöne Tourentage in einer wirklich einmaligen Bergwelt mit einer tollen Frauengruppe bleiben in Erinnerung und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen 2019 auf dem „Wiener Höhenweg“ auch ein stiller und reizvoller Winkel in einer dann wieder völlig anderen Bergwelt unserer Alpen.


Termin: 5. – 11. August 2018
Organisation und Führung: Thomas Leon
Teilnehmerinnen: Dagmar, Kati, Moni, Sofia, Roswitha
Bericht: Thomas Leon