Hexen, Mörder und der Herrgott

Schwarzwaldwanderung in der Region Furtwangen

Herrgott068

Diese Schwarzwald-Wanderung sollte uns an einige Orte führen, die mit mystischen und geheimnisvollen Namen verbunden sind. Zehn Leute (Luise + Hans, Marion + Peter, Sibylle + Norbert, Monika + Gustav, Marlies und Dietrich) trafen sich am Sonntagmorgen an der Klause, um von dort zum Ausgangsort der Wanderung – zur Hexenlochmühle – zu fahren.

Diese Mühle liegt in einem sehr idyllischen tiefen Taleinschnitt zwischen Furtwangen und St. Märgen, durch den sich die schöne Wildgutach schlängelt. Je tiefer man in das Tal eindringt, um so mehr fühlt man sich wirklich in ein tiefes Hexenloch versetzt. Die Mühle ist die einzige Schwarzwaldmühle mit zwei Radschaufeln, über die ursprünglich eine Nagelschmiede und ein Sägewerk angetrieben wurden. Heute beherbergt sie noch eine Schausäge, einen Souvenirshop und ein Restaurant und fertigt Kuckucksuhren und anderes Kunsthandwerk aus heimischem Holz.

Hier haben wir also unsere Autos abgestellt und die Wanderung gestartet. Erst mal einen Kilometer auf schmaler Straße entlang der Wildgutach, eingerahmt von steilen Hängen, an denen sich einzelne abgelegene Schwarzwald-Bauernhöfe angesiedelt haben. Bald konnten wir die Straße verlassen, um einen steilen Waldweg zum Mörderloch zu nehmen. Dies war früher ebenfalls ein Bauernhof in schöner Lage mit großartigem Ausblick; heute beherbergt es ein Freizeitheim. Wie das Mörderloch zu seinem schaurigen Namen kam, ist heute umstritten: einige Historiker glauben, daß der Name auf die vielen mörderischen Überfälle und Plünderungen während der Abwehrkämpfe gegen die Franzosen 1677 hinweist. Andere Überlieferungen sprechen von erschlagenen Glas- und Uhrenträgern (Wikipedia). Wie auch immer, wir sind unbeschadet geblieben.

Hans hatte schon den Wegweiser zum Balzer Herrgott entdeckt und wollte sich schon auf den Weg dahin machen. Er mußte jedoch gebremst werden, da die Herrgottsfigur erst viel später angelaufen werden sollte. Der Weg führte uns erst mal wieder ins Wildgutachtal zurück, durch den kleinen gleichnamigen Ort bis zur Pfaffenmühle. Dort mündet der aus Gütenbach kommende Teichbach, der sich durch eine wildromantische Schlucht kaskadenförmig in die Tiefe stürzt. Durch diese Schlucht führte uns der weitere Weg aufwärts Richtung Gütenbach (Heimat der berühmten Faller-Modellbau-Schöpfungen).

Durch das dichte Laubwerk konnten wir die nahenden dunklen Wolken nicht recht erkennen, aber bald spürten wir die ersten Regentropfen. Wir schafften es gerade noch bis zu einer Stelle mit Sitzbank, die für unsere Vesperrast vorgesehen war. Diese Bank steht unter einem überhängenden Fels, der uns für eine halbe Stunde wie ein Dach überm Kopf bot und uns trocken hielt. Nach der Stärkung setzten wir unsere Wanderung trotz anhaltendem Regen weiter fort, und schließlich, am oberen Ende der Schlucht angelangt, hörte der Regen langsam wieder auf.

Hier begann am Ortsrand von Gütenbach ein sehr schöner Aufstieg über einen schmalen Waldpfad, auf dem wir recht bald wieder von Sonnenstrahlen begleitet wurden, die sich einen Weg durch das grüne Laub der Bäume bahnten. Nach drei Stunden war schließlich der höchste Punkt der Wanderung auf ca. 900 m erreicht. Von dieser Höhe aus fiel der Blick auf den Fallengrund, eine Senke mit zwei schönen größeren Bauergehöften, von denen das untere namens Unterfallengrund Drehort und Kulisse für die SWR-Fernsehserie „Die Fallers“ darstellt.

Nach einer weiteren halben Stunde tauchte der Weg wieder in lichten Mischwald ein, um dann schließlich das Naturdenkmal „Balzer Herrgott“ zu erreichen. Eine mächtige Buche, von der angenommen wird, daß sie aus zehn zusammengewachsenen Stämmen besteht und innen teilweise hohl ist, hat sich hier eine etwa zweihundert Jahre alte Christusfigur aus Sandstein regelrecht „einverleibt“, so daß nur noch der dornengekränzte Kopf heute frei ist und aus der Rinde schaut. Der Name erinnert an Balthasar Winkel, den Besitzer eines Hofguts, an dem sich ursprünglich die Figur an einem Kreuz befunden hatte, bevor der Bauernhof Opfer eines Lawinenunglücks wurde. (Gelegentlich taucht auch der Name „Winkelherrgott“ in den Überlieferungen auf.) Eine Tafel neben der Buche informiert über die (wahrscheinliche) Entstehungsgeschichte des Herrgotts, andere mit frommen Sprüchen versehene und mit Rosenkränzen behängte Tafeln zeigen, daß hier ein viel besuchter Wallfahrtsort entstanden ist.

Nachdem wir den Herrgott ausreichend auf uns haben einwirken lassen, machten wir uns mit dieser seelischen Stärkung auf das letzte Etappenstück zur Hexenlochmühle. Dabei waren wieder einige hundert Höhenmeter, zum Teil über steile Waldpfade, abzusteigen, bis wir schließlich nach fünf Stunden wieder die Hexenlochmühle ereichten. Den Kaffee und Kuchen oder den leckeren Flammkuchen, den wir hier genießen konnten, hatten wir uns redlich verdient, bevor wir uns wieder auf den Heimweg nach Rottenburg machten.

Gustav

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