Klettersteige um die Coburger Hütte

Knackige, ausgesetzte Klettersteige und als Abschluss eine anspruchsvolle Bergtour. So lautete das Programm für ein tolles Wochenende rund um die Coburger Hütte.

Die Coburger Hütte
Die Coburger Hütte

Mit einer eher durchwachsenen Wettervorhersage machten sich Bernd, Frank und Tobi vom Parkplatz der Ehrwalder Almbahn auf den Weg zur Coburger Hütte (1917m).

Der Weg zur Hütte sollte auch gleich den schwersten der geplanten Klettersteige beinhalten: den Seeben Klettersteig. Der Seeben Klettersteig befindet sich in herrlicher Lage direkt neben dem Seebener Wasserfall und hat eine Länge von 250 m. Die Schwierigkeiten liegen zumeist im Bereich C/D. Anfang und Ende des Klettersteigs sind allerdings mit D und D/E angegeben. Zumeist soll es im Steig zugehen wie bei einem verkaufsoffenen Sonntag bei IKEA, doch da es schon nach Mittag war, sahen wir nur eine Gruppe vor uns, optimal. Rasch hatten wir die steile Einstiegswand überwunden und erfreuten uns an dem trotz der vielen Begehungen erstaunlich griffigen Fels. In der ersten Querung, nach ca. einem Drittel des Steiges, ließen uns drei nette Damen überholen und wir konnten den Steig mit dem Zugspitzmassiv im Rücken, in vollen Zügen genießen. Kurz vor dem Ausstieg des Klettersteigs wurde es dann noch mal steil und abdrängend. Auf dem etwa 20m langem Teil aus plattigem Fels sind jedoch Tritthilfen angebracht und mit einer Portion Kraft kamen wir dann zur letzten Querung, die direkt im Ausstieg des Klettersteigs mündet. Für den Steig benötigten wir knapp eine Stunde. Neben dem Klettersteigset und dem Helm sind auch Handschuhe empfehlenswert, da man an den knackigen Stellen dankbar das Drahtseil zur Hilfe nimmt. Mit Kletterschuhe kann ein Großteil des Steigs auch frei geklettert werden.

Direkt nach dem Ausstieg erreichten wir den idyllisch gelegenen, türkisfarbenen Seebensee in dessen Hintergrund die Sonnenspitze thront. Vom See aus konnte man auch schon die Coburger Hütte sehen die noch etwa 45 Minuten entfernt war. Schneller als erwartet zogen dann die angekündigten, dunklen Wolken auf und kurz vor der Hütte erwischte uns dann auch noch ein Regenschauer mit leichtem Hagel. Durchnässt aber zufrieden erreichten wir die Hütte und nach einem Klamotten Wechsel fanden wir uns dann rasch in der Gaststube ein.

Die Coburger Hütte: Sie liegt direkt unterhalb des pyramidenförmigen Drachenkopfs und oberhalb des Drachensees. Die Sonnenterrasse lädt bei grandioser Aussicht auf die Sonnenspitze, das Zugspitzmassiv und den Drachensee zum Verweilen ein. Das Essen auf der Hütte war an jedem Abend sehr gut und die Schlafplätze sind überdurchschnittlich groß. Eine tolle Unterkunft!

Obwohl es die ganze Nacht durch geschüttet hatte, sah der nächste Morgen recht or-dentlich aus. Die Wetterprognose des Hüttenwirts bestätigte dies auch für den restlichen Tag und wir machten uns auf den Weg zur Tajakante. Die Tajakante ist ein 600m langer Klettersteig, welcher über einen langen Grat direkt zum vorderen Tajakopf auf 2450 m führt. Der Steig bewegt sich größtenteils im Bereich B/C hat aber immer wieder Steilstufen im Bereich D. Die Linienführung des Steigs ist den Erschließern sehr gut gelungen. Der Steig führt direkt an einem Grat entlang ist stellenweise schön exponiert. Immer wieder gibt es tolle Platten und Quergänge, so dass man auf der gesamten Länge abwechslungsreiche Passagen vorfindet. Dass der Steig allerdings nicht für jedermann ist, wurde uns klar, als ein Kletterer vor uns mehrmals an einer kaminartigen Steilstelle scheiterte. Nachdem er auf Bernds Fragen hin Hilfe ablehnte überholten wir ihn und kamen zügig weiter Richtung Gipfel. In den leichteren Passagen ließ sich die Umgebung in vollen Zügen genießen. Die Sonnenspitze machte ihrem Namen alle Ehre und stand glühend hinter uns, auch das Zugspitzmassiv im Norden war kaum in Wolken gehüllt.

Nach einem kurzen Vesper auf dem vorderen Tajakopf stiegen wir über den Normalweg in Richtung hinterer Tajakopf ab. Dieser kann vom vorderen Tajakopf über den kurzen, erst 2007 angelegten, Coburger Klettersteig (D/E) erreicht werden. Da der Steig nur etwa einen Seillänge lang ist, lohnt sich dieser aber nur als Ergänzung zur Tajakante.

Auf dem Gipfel des hinteren Tajakopfs trafen wir dann auf ein Paar, welches über den Normalweg aufgestiegen war und gerade eine Brotzeit genoss. Da der Mann neben dem Vesper auch ein Bier zur Hand hatte, scherzte Bernd, ob er nicht auch für uns ein Bier mitgebracht hätte. Zu unserer Verwunderung zauberte dieser ein weiteres gekühl-tes Bier aus seinem Rucksack und gab es dem verdutzt drein schauenden Bernd. Wir alle mussten köstlich lachen und genossen das kühle Blonde. Nach einem gegenseiti-gen Gipfelfoto stiegen wir wieder in Richtung Coburger Hütte ab. Da man beim Abstieg unweigerlich am Drachensee vorbei kommt, konnten wir nicht widerstehen und genos-sen zur Abkühlung noch ein (sehr kaltes) Bad.

Zurück auf der Hütte gab es dann erst mal das verdiente Bier auf der Terrasse der Hüt-te. Zu unserer Überraschung stand plötzlich Birgit vor uns und gesellte sich mit ihren Bekannten zu uns an den Tisch. Sie hatten ebenfalls den Seeben Klettersteig und die Tajakante gemacht. Beneidenswert was man alles während einer Tagestour machen kann, wenn man nahe den Bergen wohnt.

Obwohl keiner von uns so richtig damit gerechnet hatte, sah das Wetter am nächsten Morgen gar nicht so übel aus. Es hatte zwar Wolken und im Tal bildete sich Nebel, aber das war kein Grund die Bergtour auf die Sonnenspitze (2417m) zu verschieben. Die Tour vom Süd-Osten kommend auf die Sonnenspitze ist abwechslungsreich und hat tolle Kletterstellen im II Grad. Ein paar Querungen verschönern den Weg auf den Gipfel, welchen wir nach 1,5 Stunden erreichten. Von oben hatten wir einen tollen Ausblick auf ein Wolkenmeer, welches nur von den umliegenden Gipfeln durchdrungen wurde. Wir konnten den Wolken förmlich zuschauen wie sie die Gipfel weiter verschlangen. Aus diesem Grund blieben wir auch nicht lange auf dem Gipfel und machten uns über die Nordseite auf den Abstieg. Dieser war dann gar nicht so ohne, da der Fels hier wesentlich brüchiger ist als auf der Südseite. Bei Regen dürfte das ganze kaum noch Spaß machen. Das ist wohl auch der Grund, warum in Abständen von 20m neue Standplätzen angelegt worden sind. Im Nebel erreichten wir die Grasrücken und kurz darauf den Seebensee. Über die Ehrwalder Alm stiegen wir dann zum Auto ab.

Obwohl es auf der Hütte und der Alm nur so von Leuten wimmelte, waren wir bei unse-ren Touren fast immer allein unterwegs. Das ist dann wohl die positive Seite einer schlechten Wettervorhersage.

Danke Bernd für dieses schöne Wochenende. Ich glaube dir hat es so gut gefallen wie mir!

Termin: 06.09.13 – 08.09.13
Tourenleiter: Bernd Widmann

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