Gipfelprominenz

Der Monviso – ein Must See Once in a Lifetime

Er gilt mit seiner gleichmäßigen Pyramidenform als einer der schönsten Gipfel des südlichen Alpenwestkamms und reizt mit seinem nicht einfachen Aufstieg. Schon der Anblick des Monviso bei der Anfahrt zum Stützpunkt in Crissolo im Piemont war atemberaubend.

Nach dem vorangegangenen Schlechtwettertief Nils mit starken Regenfällen war der Himmel über der Alpensüdseite unter Hochdruckeinfluss mit klarer Polarluft, und so empfing uns Italien im Anblick des Monviso bei schönstem Wetter. Der gesamte Alpenbogen von der Bernina bis zu den Seealpen war in voller Breite zu sehen. Kommentare: „Its not a trick, its the Alpenbogen“, „A must see once in a lifetime“. Man hält es nicht für möglich, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat! Nur bei absolutem guten Wetter mit klarer Luft ist dieser voll sichtbar, und wir hatten das seltene Glück, diesen Anblick zu genießen.

Hermann hatte diesmal den Monviso im Piemont mit einer langen Anfahrt als Ziel für unser diesjähriges Steigeisenhengste ausgewählt. Ein Hammerberg, der durch seine exponierte südliche Lage, seine Prominenz, seine Höhe, seinen schönen Aufstiegsnormalweg bis zum  III. Klettergrad und nicht zuletzt die tolle Aussicht oben jeden km seiner langen Anreise wert ist! Mit einer Gipfelhöhe von 3841m besitzt er eine Prominenz von 2075m und eine Dominanz von 60.4 km. Er steht damit an 10. Stelle der prominenten Gipfel der Alpen, noch vor so bekannten wie Gran Paradiso oder Matterhorn!

Da wir drei, neben Hermann noch Bernd und Hajo, ein langes Wochenende mit 4 Tagen eingeplant hatten, war dies kein Problem. Sorry Greta, wir konnten leider nicht per Rad anreisen.

Nach der ersten erholsame Nacht in einem B&B in Crissolo starteten wir von der Refugio Pian della Regina auf 1700m, um zur Rifugio della Sella auf 2650m am Lago Grande di Viso aufzusteigen. Dabei erkundeten wir in herrlicher Bergkulisse der 3000er-Trabanten Punta Roma, Punta Udine und Punta Venezia die Quelle des Po (die Italiener sagen  „Nasce di Po , Geburt des Po“), passierten im Aufstieg den Pian del Re sowie den Lago Chiaretto, bevor wir die Hütte nach etwa 3,5h erreichten. Da noch Zeit bis zum Abendbrot war, stiegen wir auf den nahen Gipfel Viso Mozza (auch halber Viso genannt)  auf 3019m hinauf, um die Berglandschaft in der untergehenden Abendsonne zu genießen. Tipp: Beim mehrgängigen Abendessen stellten wir fest, dass der örtliche Barolo aus Paesana durchaus dem offenen Hauswein vorzuziehen ist und uns einen guten Schlaf bescherte.

Die Nachtruhe war gegen 4.45h beendet. Nach einem kurzen vorbereiteten Frühstück im kalten Essraum war es um 5.45h Zeit, mit Stirnlampe aufzubrechen. Der Normalweg führte zunächst leicht abwärts am Lago Grande vorbei, um dann in einigen Serpentinen zum steilen und ausgesetzten Klettersteig am Passo delle Sagnette auf knapp 3000m zu führen. Hierbei konnte man sich ein wenig auf die kommenden Kletterpassagen einstimmen.

Oben am Pass angekommen war die Morgenröte des beginnenden Tages zu bewundern, die vor uns über die tief liegende Poebene am Horizont erstrahlte. Zum romantischen Innehalten war leider nur kurz Gelegenheit. Der Weg führte nach unten auf der westgewandten schattigen Seite des Passes zum Sentiere Ezio Nicolo weiter. Über Geröllfelder und Wege mit etwas schwierigere Orientierung ging es nach einem kurzen Abstieg zum Bivacco Andreotti auf 3400m hinauf, ein idealer Rastplatz für ein zweites Frühstück in der Sonne.

Nach dem Frühstück sollte es auf dem Weg ein Firnfeld geben, für das wir unsere Steigeisen und Pickel mit genommen hatten. Doch nun ist dieses Eisfeld infolge der Klimaveränderung nicht mehr vorhanden, sodass der Monviso nun ohne ramponi erklettert werden kann! So konnten wir ohne weiteres die letzten 450HM nehmen – eine schöne Genusskletterei über diverse Steilstufen im II. Grad und zwei Stellen im III. Grad -,  bis wir kurz nach halb 12 den Gipfel mit dem Gipfelkreuz, der Madonna- und dem Jesusbild erreichten.

Der Rundblick war fantastisch: Von den Seealpen mit dem Monte Argentera über die Dauphiné mit dem Barre des Écrins zum Mont Blanc, dem Gran Paradiso, den Wallisern, Monte Rosa, die Bernina  und und und. Man konnte sich gar nicht satt sehen, so überwältigend war das Panorama!

Nach einstündiger Gipfelrast war es dann wieder Zeit hinabzusteigen. Der Rückweg nahm auch durch die Kletterei seine Zeit in Anspruch. Vor dem Abstieg vom Passo delle Sagnette legten wir noch eine ausgiebige Sonnenpause ein. In der Sonne faul zu liegen hatte so seinen Reiz, insbesondere, da der weitere Weg zur Hütte wieder im Kernschatten des Monviso lag.

Kurz gesagt, nach einer weiteren degustazione des örtlichen Barolo aus Paesana und einer weiteren Übernachtung in der Hütte stiegen wir anderntags gutgelaunt und ausgeruht wieder ins Tal hinab und begaben uns auf den Heimweg.

Dieser war durch so manche Zwangspause gekennzeichnet, besonders vor dem Gotthard-Straßentunnel. Doch dies war kein Grund, uns die Tour madig zu machen. Wir hatten eine sehr schöne Zeit.

Dank an Hermann, der diese Tour ausgearbeitet und freundlicherweise sein Fahrzeug zur Verfügung gestellt hatte und Bernd für das großzügige Frühstück beim Start.

Gruß auch an Jochen, der leider kurzfristig wegen einer Fußverletzung ausgefallen war.


Datum / Zeitraum: 03.-06.10.2019
Tourenleiter: Hermann Elsenhans
Teilnehmer: Hajo, Bernd
Ausgangsort: Pian della Regina im Valle Po, Piemont
Autor: Hajo Ostermoor