Überschreitung der Clariden

Hochtour in den Glarner Alpen

Samstag 11. August 2012, 10:30, Klausenpass

Sitze auf der Terrasse des Kiosks auf der Passhöhe, lasse die Sonne auf mich scheinen und schlürfe meinen Kaffee. Motorräder kommen angejagt, Passtrophäenphotos werden geschossen, Moutainbiker keuchen die letzten Meter herauf und schließlich treffen auch Benny, Carola, Stefan und Hajo ein.

Von den Flipflops in die Bergstiefel, die Rucksäcke geschultert und auf geht‘s. Das Gewimmel am Pass hinter uns lassend steigen wir Richtung Süden dem ewigen (schön wär‘s) Eis entgegen. Dieses erwartet uns in Form des Iswändli bei fast 2900 m. „Wändli“ trifft nicht mehr so ganz zu, es bleibt aber ein steiler Eis- und Firnhang, der  Steigeisen und Seil anlegen läßt. Clariden1048_02Oberhalb des Iswändli wird das Eis wieder flacher. Östlich von uns baut sich der Gipfelkamm des Clariden mit seiner 800 Meter hohen Nordwand auf. Ein kleiner – nicht ganz geplanter – Abstecher für uns zu einem hübschen Ausblick  über den Hüfifirn. Leider trennt uns ein steiler Abbruch von diesem, so dass wir ein paar Meter zurück gehen und beim Chammlijoch den richtigen Übergang finden.

Das Schmelzwasser bildet hier einen kleinen See, der von steilem Eis umgeben ist. Es scheint zwar die Sonne, aber niemand hat Lust auf ein Bad. Vom Chammlijoch steigen wir zum Hüfifirn ab und sehen jenseits des riesigen Gletscherfeldes schon die Planurahütte. Dort sind wir aber noch lange nicht. Eine stundenlange Hatscherei über den Gletscher steht uns bevor. Das Eisfeld wirkt wie ein riesiger Parabolspiegel, es wird richtig heiß, hoffentlich versagt der Sonnenschutz nicht! Wir sehen einen Heli vom Gletschereis nahe der Hütte starten. Später hören wir, dass zwei am Tödi Verunglückte geborgen wurden.

Die Hütte thront auf einem Felssporn über dem Gletscher. Fels und Eis sind durch einen riesigen Windtrichter getrennt. Die Hütte ist frisch renoviert und die Übernachtungskapazitäten wurden von 60 auf 41 Lagerplätze reduziert. Voll ist sie trotzdem. Gut gelaunte Mädels weisen uns Plätze an einem Tisch mit einem schweizer Paar zu. Wir lassen uns das Abendessen schmecken, gönnen uns noch das eine oder andere „Entspannungsgetränk“  und vermeiden jeden Gedanken an die Rechnung. Der Ausblick von der Terrasse ist atemberaubend. Die untergehende Sonnn taucht Eis und Fels in kitschigste Rottöne. Die Hüttengäste lassen den technischen Fähigkeiten ihrer Digitalkameras freien Lauf. Jeder, der Nachts den beschwerlichen Ausflug zum Außenklo auf sich nimmt, wird mit einem unglaublich klaren Sternenhimmel belohnt.

Sonntag 12. August 2012, 07:00, Claridenhütte, 2947m

Wir gönnen uns das späte Frühstück um 7:00. Der Zeitplan lässt es zu. Ausgeruht und gestärkt schnallen wir die Steigeisen an und es geht über den Claridenfirn einen steilen Firnhang hinauf zum Gipfel des Clariden. Wir lassen uns eine Brotzeit mit Traumblick über die Schweizer Alpen schmecken. Noch scheint die Sonne, aber die Federwolken am Himmel sagen uns, dass dies nicht von Dauer sein wird. Über den felsigen Westgrat steigen wir hinüber zum Claridenvorgipfel. Leichte Kletterei an der exponierten Felskante verlangt Konzentration, weiter unten geben Ketten Sicherheit. Clariden1048_03Dann wieder auf dem Firn steigen wir über unsere Aufstiegroute vom Vortag zum Pass ab, den wir gegen Mittag erreichen. Es sind ein paar Stände aufgebaut, Bergbauern verkaufen, Käse, Brot, Alkoholisches, Eis und andere Eigenkreationen. Wir gönnen uns auf der Terrasse des Kiosk ein Fläschen „Suure Moscht“. Wir sitzen noch in der Sonne, der Clariden versteckt sich aber schon in dunklen Wolken. Na wenn das kein Timing ist. Nach dieser tollen und prima geführten Tour (danke, Benny!) steigen wir wieder in die Autos und jeder fährt seiner Wege.

Clariden1048_01Noch ein Tipps für die Heimfahrt: Ein Abstecher entlang des Ostufers des Züricher Sees führt nach Erlenbach bei Zollikon. Dort passiert man auf der  Seestrasse von Süden kommend die  Kirche und parkt einige hundert Meter weiter im Bereich des Hauses Nr. 32. Daneben führt ein Pfad (Hinweis auf Schild) zur Badeanlage Wyden. Das ist ein wunderschönes in den See gebautes Badehaus mit Sonnenterasse und Badesteg. Alles aus Holz und man fühlt sich wie im 19. Jahrhundert. Eintritt 5 Franken, ich kam aber auch schon für 4,63 rein (mehr hatte ich nicht mehr, die Planurahütte war zu teuer!), zu entrichten beim Bademeister. Schöner Chillen kann man nirgends!


Termin: 11.08.2012 – 12.08.2012
Tourenleiter:
Benny Weiß

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