Zum Sonnenaufgang am Oberaarhorn 10. bis 11. September 2016
Von den 13 Teilnehmern zur Sektionstour ins Berner Oberland sollten sich acht zur Abfahrt um 4.00 Uhr morgens hinterm Bahnhof in Rottenburg treffen.
Bis auf Karl-August waren alle pünktlich versammelt. Als er um viertel nach vier immer noch nicht aufgetaucht war, wollten wir ihn telefonisch erreichen. Keiner hatte jedoch seine Nummer, aber Google sei Dank fand Caroline die Adresse und somit die Telefonnummer. Doch niemand nahm ab.
Was nun? Karl-August ist eigentlich nie zu spät. Polizei und Krankenwagen fuhren die Schadenweiler Straße hinauf. Er wird doch keinen Unfall haben?
Jedem Auto das sich näherte oder gar zum Parkplatz einbog, blickten wir hoffnungsvoll entgegen. Wieder nicht!
Fröstelnd warteten wir bis 4.35 Uhr, dann entschlossen wir uns, mit einem Auto bei ihm zuhause in Rangendingen vorbei zu schauen. Die Anderen warteten, um ihn nicht zu verpassen, falls er doch noch aufkreuzen würde. Nach 15 Minuten kam der erlösende Anruf unserer Vorfahrer: „Karl-August ist unterwegs.“
Endlich traf er, ganz entspannt, auf dem Parkplatz ein. “Was isch au los? Ich bin doch früh dran!“
Wie sich rausstellte, hatte man ihm obskurer Weise eine Stunde geklaut.
Zu fünft, eingequetscht, den Rucksack auf dem Schoß, Caroline am Steuer rasten wir zur Neckarburg, wo das 2. Auto den Langschläfer übernahm.
Dann lief es sehr gut, zu gut, denn auf der Autobahn vor dem Gotthard verpassten wir die Ausfahrt Richtung Sustenpass. Das Navi wies uns nun den Weg über den Furkapass zum Grimsel. Vor uns ein alter Herr, der offensichtlich überfordert war und gänzlich unbekümmert vor uns her schlich. Das trieb Caroline schier zur Verzweiflung, da die anderen an der Panoramastrasse zum Oberaarsee bereits warteten. Ein Überholmanöver schien zu riskant, da er immer wieder nach links driftete. Zwei überholende Motorräder hätte er dabei fast in den Abgrund gestürzt.
Caroline sei Dank, sind wir noch rechtzeitig und wohlbehalten am Grimsel-Pass angekommen.
Benny mit Carola und Stefan stießen von der anderen Seite über den Brünigpass zu uns.
Die grüne Ampel vor der engen Straße zum Oberaarstausee signalisierte für die nächsten 10 Min. freie Fahrt, so daß wir wie geplant dort eintrafen. Das Langschläferauto musste jedoch eine Stunde auf die nächste Durchfahrt warten.
Im Berghaus Oberaar empfingen uns schon Gisbert und Siegbert. Sie hatten bereits den Freitag zu einer Eingehtour und zur Akklimatisation genützt. Bei einer Tasse Kaffi hatten wir den aufregenden Tagesbeginn schnell wieder vergessen.
Vollzählig mit Benny, Carola, Caroline, Cäcilia, Efi, Gabi, Rolf, Jürgen, Franz, Gisbert, Siegbert, Stefan und Karl-August wanderten wir bei grandiosem Sonnenschein entlang des Oberaarstausees.
Immer den imposanten Gletscher und das Oberaarhorn vor Augen ging es leichtfüßig bis zur Gletscherzunge. Zuerst noch ohne, dann mit Steigeisen und Klettergurt, überquerten wir in zwei Seilschaften den firnbedeckten Gletscher. Dieser war mit Spalten übersät, welche man aber leicht überspringen oder umgehen konnte, da es wohl lange nicht geschneit hatte.
Über dem Oberaarjoch entdeckten wir nach ca. 5 Stunden und 1000 Hm unser heutiges Ziel, die Oberaarhütte auf 3258m. Wie ein Adlerhorst an die Felsen gebaut, ist sie nur über Leitern erreichbar.
Mit anderen Bergfreunden genossen wir die Abendsonne bei Getränken und Kuchen vor der Hütte. Mit ca. 50 Plätzen war alles belegt. Dementsprechend war unser Lager sehr eng und wir mußten uns das Lager mit Fremden teilen.
Aber das ist ja nichts Ungewöhnliches. Dass es aber nur eine gemeinsame Toilette und Waschwanne für Weiblein und Männlein gab, ist eher selten. Doch das Waschbecken brauchten wir sowieso nicht, da das Wasser nur tröpfchenweise lief; so kamen die Feucht-Tücher zum Einsatz.
Die fette Wurst zum Abendessen, das Regentrinkwasser oder……. machten Caroline und mir in der Nacht große Probleme. Völlig unausgeschlafen, aber heilfroh, dass die Nacht endlich vorbei war, packten wir um 4.45 Uhr unser Zeug, welches nicht zum Gipfelaufstieg gebraucht wurde, in unsere Körbe, denn alles mußte aus dem Lager runter in den Flur gebracht werden.
Das Frühstück war sehr überschaubar. Ein Becher Nescafé, Butter und eine Marmelade plus Nix für preiswerte 82 Franken die Halbpension!
Mit Stirnlampen, Handschuhen und Steigeisen gut ausgerüstet, nahmen wir den Aufstieg gleich hinter der Hütte unter die Füße. Den Pfeilen folgend kletterten wir hintereinander durch Granittrümmer auf den Bergrücken, wo uns Firn erwartete. Weiter erklommen wir mit Steigeisen und Pickel die letzten Höhenmeter zum Gipfel des Oberaarhorns in 3629 m Höhe.
Schon während des Aufstiegs schimmerte die Morgensonne rötlich durch luftige Wolken und die vielen herrlichen Gipfel ringsum zeigten sich mit ihren weißen Kappen und Gletschern deutlich im Morgenlicht. Einige von uns erkannten viele Berge an ihrer markanten Form sowie Lage. Toll! Ich werde das leider nicht mehr lernen. Wichtig sind die einmaligen Bilder im Kopf.
Nach dem Abstieg zur Hütte packten wir schnell unsere Sachen zusammen. Benny hatte noch einen Disput mit dem Hüttenwirt, weil er mit den Bergstiefeln einen Schritt in den Gastraum gewagt hatte.
Mit Argusaugen verfolgte nun das überforderte Pächterpaar unseren Abgang.
Fazit: in dieses Quartier gehen wir nicht ein 2. Mal.
Den Rückweg zum Stausee suchten wir wieder zwischen Gletscherspalten hindurch und über Bächlein, die unter dem Eis gurgelten. Am Weg blühten wunderschöne rote Blumen, welche ich noch nie gesehen hatte. Keiner von uns kannte ihren Namen. Ich konnte sie leider bis jetzt auch nicht im Alpenblumenbuch bestimmen.
Wohlbehalten am Auto angelangt mussten wir uns schnell umziehen und einpacken, da die Rückfahrt auf der einspurigen Straße nur zur vollen Stunde möglich ist und es war kurz vor 13.00 Uhr.
Nach einem gemeinsamen Abschluß in einem Restaurant im Tal fuhren wir gegen 15.00 Uhr über Haslital wieder nach Rottenburg.
Benny sei Dank für die eindrucksvolle Gletschertour. Gisbert hat wie immer die Bilder in seinem Fotoapparat und wir in unseren Köpfen mitgenommen. Diese lässt er uns aber netterweise auch immer zukommen. Danke!