Fünf Frauen und ein Berg

Die Tour Mont Blanc – Umrundung des Alpengiganten

5 Frauen, 11 Tage, 165 km, je 10.000 Höhenmeter im Auf und im Ab, 3 Länder, 13 Passüberschreitungen, viele internationale Begegnungen. Das sind die statistischen „Rohdaten“ unserer überwältigend schönen Weitwanderung im alpinen Dreiländereck von Frankreich, Schweiz und Italien.

Mit dem Zug reisten wir über Bern, Lausanne, Martigny an. Von dort ging es mit dem Mont-Blanc-Express, einer Zahnradbahn, bis nach Montroc-Le-Planet. Diesen Ort hatten wir entgegen aller üblichen Vorschläge als Startpunkt auserkoren, um dem in dieser Woche stattfindenden Ultratrail UTMB mit seinen verschiedenen Massen-Läufen möglichst aus dem Weg zu gehen. Auch die Laufrichtung (im Uhrzeigersinn) ist eher unüblich. Beides waren aber recht gute Entscheidungen. So gut, dass wir einmal recht lang in der Nacht aufbleiben mussten, um überhaupt etwas von den Ultra-Läufern mitzubekommen.

Ich will nun nicht mit tagesgenauen Beschreibungen der einzelnen Streckenabschnitte langweilen…. Aber einige Highlights muss ich rauspicken:

Das Wetter hätte niemand so planen können! Außer dem nebelwolkenverhangenen Aufstieg am ersten Tag und einem etwas bewölkten Tag in der zweiten Woche hatten wir wirklich die ganze Zeit strahlenden Sonnenschein! Ein nächtliches Gewitter mit Hagel hat uns im Lager nicht gestört.

Immer vor Augen hatten wir das Mont-Blanc-Massiv mit seinen vielen Gipfeln und Gletschern. Begrenzt wird der Bergstock durch das Arvetal auf französischer Seite, das Val Ferret und Val Veni auf schweizer und italienischer Seite. Die Tour verläuft meist auf den Bergzügen, die dem Massiv gegenüberliegenden, so dass der höchste Berg der Alpen immer gut zu sehen ist. Den besten Ausblick hat man vom „Grand balcon sud“ oberhalb von Chamonix. Unser höchster Punkt war der Tete Nord des Fours mit 2736 m.

Die Tour Mont-Blanc scheint besonders im außereuropäischen Ausland ein bekanntes Ziel zu sein. Australier, Kanadier, Neuseeländer, aber auch Israelis sind unterwegs. Wir kamen beim Nationalitäten zählen auf 17! Das bedeutete aber keineswegs, dass die Tour überlaufen war, zumindest nicht im Spätsommer. Aber auf den Hütten ging es internationaler zu, als wir das sonst in den Alpen erleben.

Immer wieder gibt es Varianten zu der eigentlichen TMB, die anspruchsvoller, schöner und herausfordernder als die Hauptroute sind. So kamen wir zu besonderen Höhepunkten am Fenetre d´Arpette oder an den Seen des Lac Blanc.

Die Unterkünfte variierten von den klassischen Alpenvereinshütten (z.B. die Refuge de la Croix du Bonhomme auf 2443 m) bis zu Wanderhotels im Tal. Um uns nicht komplett festzulegen, hatten wir nur die ersten zwei Übernachtungen im Voraus reserviert. Per Internet und Telefon, manchmal mit netter Unterstützung der Hüttenwirte, konnten wir kurzfristig die jeweils nächsten Hütten buchen. Manchmal mussten wir dabei natürlich Flexibilität zeigen und mal eine längere oder kürzere Etappe einlegen, wenn die geplante Unterkunft ausgebucht war. Einmal war dazu auch eine kurze Überbrückung mit dem Bus durchs Val Ferret notwendig, als die dortigen Unterkünfte wegen des Ultratrails alle komplett belegt waren. Aber so blieb es spannend! Überall haben wir richtig gute Menues genießen können, auf bekannte französische und italienische Vier-Gänge-Art mit Savoyer Käse und Wein, mhh….

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Ein tolles Erlebnis hatten wir im Süden, als wir spätnachmittags fünf Bartgeier in der Thermik kreisend und die Berghänge nach Futter absuchend beobachten konnten. Im Gebiet beim Lac Blanc tummelten sich zahlreiche Steinböcke, die kaum Scheu vor uns zeigten.

Was gab es sonst noch? Neugierige Murmeltiere, aufdringliche Esel, Waschbecken mit Aussicht, lebensmüde Basejumper, Hubschrauberlandung in nächster Nähe, drehorgelspielende Hüttenwirtin, schmerzendes Schienbein, tänzelnde UTMB-Läufer, portugiesische Ultrawanderer, italienischen Höhen-Kaffee, Käse direkt von der Alm, gute Stimmung in unserer Gruppe, morgendliches Bad im See, Hüttenruhe um 21 h, deutsch-französischer Liederabend, Sprachen-Wirrwarr, Bundeswehrsoldaten auf Gletscherausbildung, leckere Heidelbeer-Tartes, JuHe-Koch mit speziellem Humor, großes Abschluss-Picknick, fehlende Zugtickets, …. Und immer wieder den Blick auf den Mont-Blanc!

Als wir nach elf Tagen wieder am Ausgangspunkt unsere Tour angekommen waren, beschlossen wir, uns noch zwei Tage in Chamonix zu gönnen. Die dortige Jugendherberge ist eine tolle Unterkunft! Wo gibt’s schon Käsefondue bis zum Abwinken? Außerdem ist bei einer zweitägigen Buchung dort der Multipass für alle Bahnen in der Umgebung von Chamonix enthalten. Durch diese Gelegenheit fuhren wir dann noch per Seilbahn auf die Aiguille du Midi 3842 m. Die Panoramabahn zur Überquerung des Eismeeres rüber zur italienischen Seite brachte  gigantische Blicke auf die Gletscher. Bei uns hat die Bahn noch funktioniert. Eine Woche später ist sie stecken geblieben und bescherte einigen Touristen eine kalte Nacht über dem Gletscher. Den letzten Tag verbrachten wir noch am Gletscher von Argentiere, bevor wir mit dem Mont-Blanc-Express wieder in Richtung Heimat starteten.

Fazit: Für viele Bergbegeisterte steht die Gipfelerreichung und die Höhe im Vordergrund. Bei unserer Tour Mont-Blanc war eher die Länge und Dauer die Herausforderung. Eine andere Art der Alpenerfahrung, die uns fünfen sehr gut gefallen hat!


wann? 20. August – 02. September 2016
wer hat geführt und sich um alles gekümmert? Roswitha Leon und Monika Blessing
wer war dabei? Beate, Adelinde, Roswitha, Monika, Dagmar,
TMB2016_99wer hat mitgeschrieben? Adelinde Mayer
und wo?

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