Klettersteigkurs auf der Brunnihütte
Die Wetterprognose war hervorragend und so fuhren Anja, Gustav und Bernd am Samstag morgen um 7.00Uhr in Rottenburg los und nahmen an der Ausfahrt Horb am P&R noch Markus auf.
In Engelberg im Schweizer Kanton Obwalden angekommen fuhren wir mit Gondelbahn und Sessellift auf die in 1.860m gelegene Brunnihütte. Nach kurzer Rücksprache mit der Hüttenchefin konnten wir auch direkt unser Lager beziehen.
Nachdem die Rucksäcke gepackt waren, ging es zum ersten Klettersteig Brunnistöckli. Der leichte Klettersteig mit Schwierigkeit K2 (B) eignet sich für Anfänger, um den Umgang mit der Ausrüstung sowie die notwendigen Handgriffe zu trainieren. Bevor wir einstiegen erklärte Bernd nochmals die wichtigsten Regeln beim Begehen von Klettersteigen.
Der mit 45min angegebene Steig war schnell bewältigt, die aufregendsten Stellen waren dabei das über den Teufelsschlund gespannte Seil sowie die weiter oben liegende Engelsbrücke. Am Ausstieg auf dem Brunnistöckli (2.030m) angekommen war neben der Begeisterung auch die Lust auf größere Herausforderungen deutlich zu spüren.
Einmal mehr stand der seit Vorbesprechung bekannte „Zittergrat“ zur Diskussion. Obwohl der Aufstieg mit nur 35min angegeben ist handelt es sich mit der Einstufung K4 (C/D) um den schwierigsten Steig rund um die Brunnihütte. Wir entschlossen uns abzusteigen und den Einstieg aus der Nähe zu betrachten.
Nach kurzer Abstimmung nahmen wir den Zittergrat in Angriff und Bernd stieg als Erster in die Wand. Als nächstes folgte Gustav, jedoch beim Anblick der ersten Querung überkamen ihn Zweifel, ob er der Herausforderung gewachsen sei. Angesichts der Tatsache, daß er absoluter Klettersteig-Neuling war, entschloss er sich, erst ein paar leichtere Steige zu unternehmen, ehe er sich an einen K4 wagt. Anja und Markus ließen sich jedoch nicht beeindrucken und stiegen Bernd hinterher. Nach den ersten Höhenmetern wurde der Unterschied zum Anfängersteig sowie die Namensgebung schnell klar und es folgte die einstimmig schwierigste Stelle: Eine Querung über Stahlstifte auf 5m Länge, der Fels bot nicht wirklich Griffe und das tief hängende Stahlseil war kaum gespannt. Mit eingehakter Expressschlinge überwältigten wir aber auch diese Stelle. Nach weiteren senkrechten Passagen kam zum Schluss mit einem Überhang noch ein weiteres Highlight. Oben angekommen waren Anja und Markus schon etwas stolz auf ihre Leistung, für Bernd als erfahrenen Bergsteiger war es eher Routine.
Nach einem kurzen Abstieg kamen wir wieder an der Brunnihütte an und trafen Gustav (der zwischenzeitlich eine Wanderung zum „Ende der Welt“ unternommen hatte) auf der Terrasse, von der man einen wunderbaren Blick auf den Zittergrat hat. Die erste Runde Bier für die Jungs ließ nicht lange auf sich warten und wir berichteten Gustav vom Aufstieg der zweiten Tour.
Anschließend entschieden sich Gustav, Bernd und Markus, auf die Dusche zu verzichten und sprangen lieber in Boxershorts (bzw. ersatzweise in Unterhose) in den an die Hütte angrenzenden See. Nach dem Abendessen ging es bis zur Nachtruhe nochmals auf die Terrasse, um die letzten Sonnenstrahlen sowie den Sonnenuntergang zu genießen.
Um überlaufene Klettersteige zu vermeiden, trafen wir uns am Sonntag bereits um 7 Uhr zum Frühstück. Um wach zu werden, sprang Markus vorher noch kurz in den über Nacht stark abgekühlten See, was sehr erfrischend war…
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Rigidalstockgrat der mit K3 (B/C) etwas anspruchsvoller wie der Anfängersteig vom Vortag ist. Nach 90min Zustieg und dem Anlegen der Ausrüstung ging es auch direkt in den Steig. Ein entgegen kommender Kletterer schwärmte vom panorama-geprägten Gipfel und versicherte uns, dass wir den Berg jetzt für uns alleine hätten. Die Vorfreude kam auf und so machten wir uns auf den Weg zum Gipfel. Der Aufstieg ging ohne Probleme und wir konnten unterwegs bereits einige Blicke auf den benachbarten Steig an der Rigidalstockwand werfen. Den Gipfel vom Rigidalstock erreichten wir nach rund 60min und konnten die Aussage unseres Kletterkameraden nur bestätigen, die Aussicht war grandios: in der Tiefe das wunderschön gelegene Engelberger Tal und gegenüber scheinbar fast auf Augenhöhe der schneebedeckte Titlis. In der anderen Richtung gingen die Blicke über den Vierwaldstätter See bis hin zu dem markanten Gletschertal des Urner Boden.
Während unserer gemütlichen Vesperpause stießen noch zwei weitere Kletterer hinzu, so dass wir auch noch das obligatorische Gruppenfoto am Gipfelkreuz machen lassen konnten.
Für den Abstieg gab es nur den gleichen Weg zurück über den Rigidalstockgrat. Am Ausstieg angekommen entschied sich Anja für den direkten Abstieg zur Hütte während die Jungs heiß auf den vierten Steig waren. Gustav, der am Vortag noch den Zittergrat ausgelassen hatte, war nicht mehr zu bremsen.
Nach kurzer Zeit kamen wir am Einstieg der Rigidalstockwand an, dieser schwierige Klettersteig liegt mit K4 (C) auf der Skala leicht unterhalb vom Zittergrat. Mit einem Aufstieg von 90min war es dafür aber die längste Tour an diesem Wochenende.
Zum Kursende war dies nochmals ein schöner Abschluss mit dem Schwierigkeitsgrad angemessenen anspruchsvollen Passagen. Einigermaßen erschöpft sind wir oben angekommen und waren stolz, diesen Steig noch in Angriff genommen zu haben. Der Abstieg erfolgte wiederum über den bereits bekannten Rigidalstockgrat.
Kurz vor dem Ausstieg kamen uns dann jede Menge Kletterer entgegen und wir waren froh, dass wir für den Aufstieg die Ruhe und Einsamkeit in den frühen Stunden genutzt hatten. Nach weiteren 90min Abstieg kamen wir wieder an der Brunnihütte an, wo uns Anja bereits auf der Terrasse erwartete.
Da sie sich als Fahrerin angeboten hatte, tranken wir Jungs noch ein wohlverdientes Bier, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Die Fahrt zurück ins Schwobaländle erfolgte reibungslos und so kamen wir nach zwei erfolgreichen Tagen wieder gesund und munter zu Hause an.
Termin: 11. 07. 2015 – 12. 07. 2015
Organisation/Führung: Bernd Widmann
Teilnehmer: Anja, Bernd, Gustav und Markus
Autor: Markus Schneiderhan
[wp_geo_map]