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10. Tag: Göttingerode – Schierke

Der Höchste im Norden

16. Juni 2014

Der Campingplatz hatte sich als Reinfall erwiesen. Solarium kaputt, Sauna nicht geöffnet, ebenso eines der großen Schwimmbecken. Zum Frühstück gab es trockene Brötchen, der Kiosk konnte ihm nichts anbieten, womit er die Brötchen hätte belegen können, keine Butter, kein Käse, keine Wurst. Und Kaffee gabs auch nicht. Jetzt wurde langsam klar, warum der Platz so leer war. Nix wie weg.

Eckersprung1Was jetzt kam, war für Thomas die bisher mit Abstand schönste Etappe. Die Landschaft erinnerte ihn sehr an den Schwarzwald, erschien ihm jedoch als viel urwüchsiger. Herrliche verschlungene Pfade an murmelnden und rauschenden Bächen durch die Wälder des Harzes sorgten bei ihm für Hochstimmmung und gute Laune. Das konnte auch nicht dadurch getrübt werden, daß seine Wanderschuhe erste Auflösungserscheinungen zeigten. Bis zum Schluß werden sie sicherlich nicht mehr durchhalten, er wird sich was einfallen lassen müssen, um zu neuen Schuhen zu kommen.

Im Nationalpark Harz stieß er auf zwei freundliche Ranger mit Hut und traditioneller Uniform, die sich sehr interessiert für seine Unternehmnung zeigten und eine angenehme Unterhaltung boten. Sie gaben ihm Informationen zur Natur, beschrieben ihm den weiteren Weg und begutachteten fachmännisch seine Ausrüstung und befanden sie für gut. Aber als Thomas ihnen anbot, seine Schuhe mit ihnen zu tauschen, waren sie stur: dazu wollten sie sich einfach nicht überreden lassen ;-)

Dann war er auf dem Gipfel, dem Brocken. 1141 m über dem Meeresspiegel, das höchste im Norden. Hier oben toben sich Wind und Wetter aus, dementsprechend frisch, windig und kühl ist es hier.

Thomas frierend in kurzer Hose auf dem Brocken — (Webcam-Aufnahme mit freundlicher Genehmigung von www.harztourist.de)

Und da hier oben auch einige Webcams installiert sind, bot es sich an, ein „Beweisfoto“ zu machen. Um 15:30 ist es gelungen, Thomas live auf dem Gipfelplateau im Internet zu sehen. Per Telefon wurde er an die richtige Stelle gelotst, damit die Kamera im richtigen Moment „zuschlagen“ konnte. Zum Glück ist es kein bewegtes Bild, man könnte sonst sehen, wie Thomas hier bibberte und vor Kälte zitterte und wie seine kurze Hose im Wind flatterte…

Thomas wollte sich hier deshalb nicht lange aufhalten, und außerdem brauten sich dunkle Regenwolken zusammen, die es angebracht zeigten, möglichst schnell das Weite zu suchen. Einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, für den Abstieg nach Schierke die Brockenbahn, eine historische Schmalspurbahn, zu benutzen. Aber diesen Gedanken hat er doch schnell wieder verdrängt, er könnte ja sonst auch noch auf die Idee kommen, den nächsten Zug zur Zugspitze zu nehmen ;-)

harztourist.de

Am Ende erwies sich das als richtige Entscheidung. Der Regen blieb aus, es wurde wieder wärmer und auch der Abstieg war an landschaftlicher Schönheit nur schwer zu überbieten.


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