Hochtour auf das Hangendgletscherhorn

Lohnende Hochtour in den östlichen Berner Alpen

Eigentlich hätte die Hochtour eine Rundtour über die Krönten (3107 m) und den Gross Spannort (3198 m) sein sollen. Da aber bei der Reservierung in der Kröntenhütte etwas schief gegangen ist, wichen wir auf das nicht minder schöne Hangendgletscherhorn (3292 m) im Berner Oberland aus.

Freitag: Tag Zugang zur Gaulihütte, Aufstieg 1400 Hm

Ausgangspunkt der Drei-Tages-Tour war das Urbachtal auf 880 m Höhe. Die Wetter-vorhersage war genial: drei Tage lang anhaltend schönes Wetter ohne Regenrisiko. Dass uns das warme Wetter noch einen Strich durch die Rechnung machen sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt kaum einer.

Neben den oben genannten Teilnehmern waren auch zwei Bekannte von Benni mit dabei: Flo und Urs. Beide begleiteten uns zur Gaulihütte, nahmen aber an der eigentlichen Hochtour nicht teil. Mit einem Alter von 28–37 Jahre, hatten wir eine recht junge Gruppe zusammen. Wie bei jeder Tour stellte sich zu Beginn die Frage, wer beim Aufstieg die Seile tragen „darf“. Nach dem jedoch zwei der Neuen Trikots mit der Aufschrift „Bottwartal Marathon“ trugen, war dieses Thema für den Rest der Teilnehmer schnell geklärt.

Auf einem guten Alpenweg ging es über die Rottenmatten, durch einen Wald zur Alp Schrätteren. Von dort aus ging es zum Mattenalpsee (1886 m) dessen herrliches Ambiente zu einer Vesperpause einlud. Unser Eidgenosse Urs lies es sich nicht nehmen und nutzte die Pause für ein Gourmet-Vesper mit Frischkäse und Cocktailtomaten, sehr zum Entzücken der Anderen, die sich mit belegten Broten „begnügen“ mussten. Gestärkt ging es dann weiter zum Ziel der ersten Etappe: die auf 2205 m Höhe gelegene Gaulihütte, welche für zwei Nächte unsere Unterkunft sein sollte. Die Gaulihütte ist eine gemütliche Hütte mit 65 Lagern und einer hervorragenden Küche, wovon wir uns auch reichlich überzeugen konnten.

Nach dem ein oder anderen Bier in der Hüttenstube, bekamen wir von Urs auch noch das ein oder andere „Schweizer Staatsgeheimnis“ zu hören, so dass wir um zehn Uhr Tränen lachend unser Lager aufsuchten.

Samstag: Besteigung Hangendgletscherhorn 3292 m, Aufstieg 1000 Hm

Nach einem üppigen Frühstück, bei dem es neben Müsli und Marmelade auch Bergkäse gab, ging es gut genährt zur Besteigung des Hangendgletscherhorns. Im Schutze der Nacht ging es mit Stirnlampen vorbei am Chipfenseeli und Roten Turm hinauf auf 2724 m Höhe, nordöstlich des Chipfenstock. Auf rund 2850 m begann der Hangendgletschergletscher.

Dort machten wir eine kurze Pause und packten Klettergurt, Pickel und Steigeisen aus. Da es auf dem Hangendgletscherhorn auch einige Spalten gibt, seilten wir uns zu einer Sechser-Seilschaft zusammen. Obwohl bei der Tour auch einige Neulinge dabei waren, klappte die Fortbewegung in Schnee und Eis erstaunlich gut. Über den Gletscher ging es dann den südlichen Schlusshang ( bis 40° steil) hinauf zu einem kleinen Felsplateau im Chammligrat (Frühstücksplatz) wo sich eine leichte Kletterei im III Grad anschließen sollte. Je näher wir aber dem Schlusshang kamen, desto mehr fluchte Benni. Der Grund war, dass das Eis auf Grund des guten Wetters stark geschmolzen und stellenweisen viel Blankeis auf der geplanten Route war. Als Benni zu uns meinte „ab jetzt ist Stürzen verboten“ wurde allen klar, dass jetzt der „spannende“ Teil kommen sollte und so stiegen wir in den Schlusshang ein. Benni im Vorstieg, sicherte sich und uns durch einige Eisschrauben und Tobi unterstütze ihn dabei tatkräftig.

Da wir mit sechs Personen eine recht große Seilschaft waren, kamen wir nur sehr langsam voran. Mittlerweile war es ca. 10 Uhr und der Gipfel stand bereits seit zwei Stunden voll im Sonnenlicht. Die Anzahl von Steinschlägen und Schlammlawinen, die rechts neben uns den Weg ins Tal suchten, wurde immer größer. Aus diesem Grund und der schlechten Qualität des Eises traf Benni eine Seillänge vor Ende des Steilhanges, ca. 100 m unterhalb des Gipfels, die einzig richtige Entscheidung: Umkehr.

Beim Rückzug wechselten wir zwischen Abklettern und Ablassen, was aber nochmal einiges an Zeit in Anspruch nahm. Als wir wieder auf dem flachen Teil des Gletschers angekommen waren, gab es erst mal eine ordentliche Brotzeit bevor wir wenig später die Steigeisen wieder ablegen konnten und den einfacheren Teil des Abstiegs zur Hütte bewältigen konnten.

Als wir nach 10 Stunden auf der Hütte ankamen, gab es für die Meisten nur noch ein Ziel: ein kühles Bier. Auf der gut besuchten, sonnigen Terrasse der Gaulihütte schmeckte es an diesem Tag besonders gut.

Beim Abendessen erfuhren wir, dass die Seilschaft die neben uns im Steilhang weiter gestiegen waren, 50 m unterhalb des Gipfels ebenfalls umkehren mussten. Das Schmelzwasser machte ein Klettern im Fels auch für sie zu gefährlich.

Sonntag: Abstieg ins Urbachtal

Am dritten Tag der Tour hieß es erst einmal ausschlafen, was nach der Tour am Vortag auch sehr gut funktionierte. Nach dem die meisten Hüttenbesucher schon Richtung Berg verschwunden waren, gesellten auch wir uns zum Frühstück in die Stube.

Von der Gaulihütte wanderten wir dann zur Mündung des Gauligletschers, entlang an einem Gletscherfluß der in den Mattenalpsee mündete. Von dort aus ging es dann zurück zum Parkplatz im Urbachtal. Den Abschluss der Tour machten wir dann in Innertkirchen bei einem Kaffee.

Fazit

Drei wunderschöne Tage in der Schweiz. Super Ausblicke, viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Eine gemütliche Hütte mit toller Verpflegung und eine noch bessere Gruppe.

Ein Dank an alle die dabei waren und natürlich dem Benni für Durchführung dieser Hochtour!

Tobias Eitelbuß


Termin: 07.09.2012 – 09.09.2012
Tourenleiter: Benni Weiß
Teilnehmer: Benni, Carola, Tobi K., Sarah, Jochen, Tobi E.
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