Pitztal - Watze und Verpeilspitze

Pitztal Variationen an der Hohen Geige

Steigeisen-Hengetse 2015 im Pitztal: Etwas winterliche Hochtouren über den Wolken…

Bis zuletzt wurde am Ziel der diesjährigen „Steigeisen-Hengetse“ gefeilt, Hermann´s nun schon traditioneller und eher anspruchsvoller Jahres-Abschlusshochtour. Nach dem Traumsommer 2015 gab es im September den ersten Wintereinbruch und damit waren die ganz hohen Ziele für dieses Jahr aus dem Rennen. Als Hermann dann die Hohe Geige im Pitztal ins Spiel brachte dachte ich zunächst: „das wird ein gemütlicher Wanderberg ohne Eiskontakt“. Aber Hermann hatte im Internet eine kaum begangene „Geigenvariation“ entdeckt, die in keinem Führer zu finden ist. Und dieser Anstieg sowie der Abstieg über den Westgrat sollten uns dann ganz ordentlich fordern…

Die Rüsselsheimer Hütte im Pitztal
Die Rüsselsheimer Hütte

Am frühen Nachmittag erreichten wir (Hermann, Bernd, Nikolaj und Jochen) den Parkplatz der Rüsselsheimer Hütte im Pitztal. Nach einem gemütlichen zweistündigen Aufstieg wurden wir auf der ehemaligen Neuen Chemnitzer Hütte freundlich empfangen und wegen einiger Umbauarbeiten gleich im schönen Winterraum einquartiert. Am Abend mußten wir den urigen alten Gastraum der Hütte nur mit wenigen Gleichgesinnten teilen und wurden mit einem leckeren Steinbockgulasch verwöhnt.

Zeitig ging es am Morgen los, um die Hohe Geige (3394m) über den sogenannten „Eisweg“ von Nordwesten zu besteigen. Nach einer Stunde durchstießen wir die Hochnebeldecke und konnten die Eisparade der Ötztaler Alpen und der Bernina genießen. Schon auf dem Weg zum Kapuzinerjoch mußte Hermann kräftig spuren und als wir von dort über den schönen Rötkarferner Richtung Nordgrat der Hohen Geige anstiegen, fand er die ideale Linie auf diesem teilweise recht spaltenreichen Gletscher. Durch eine kurze Rinne erreichten wir den verschneiten Nordgrat über den es aussichtsreich in leichter aber brüchiger Kletterei bis zum Gipfel ging. Nach fast 6 Stunden genossen wir längere Zeit das Panorama und die Sonne bevor wir uns an den Abstieg machten. Dazu hatten wir uns den Westgrat vorgenommen, der Blockkletterei im zweiten Schwierigkeitsgrat aufweist. Aufgrund der Schneelage und leichter Ermüdungserscheinungen zog sich der Abstieg ganz ordentlich in die Länge. Bis zuletzt war volle Konzentration gefordert, um sich im verschneiten und rutschigen Blockgelände nicht zu verletzen. Und als wir erst gegen 18 Uhr die Hütte erreichten lautete das einhellige Fazit: Diese Überschreitung der Hohen Geige war durchaus eine anspruchsvolle Hochtour und sehr viel abwechslungsreicher und schöner als die Schutthalde des Normalwegs. Heute waren wir die einzigen Gäste auf der Hütte und wurden wieder kulinarisch verwöhnt.

Für den Montag hatten wir uns noch den Ampferkogel (3185m) vorgenommen. Nach einer kleinen Variante mit Abseilpassage – man könnte es auch Verhauer nennen – erreichten wir nach 3 Stunden den Gipfel über die SW-Flanke. Auch dieser kaum begangene Anstieg bot viel Abwechslung und erneut durften wir uns ganz privilegiert über die Sonne freuen, denn eine zähe Nebeldecke verhüllte alles was unterhalb von 2500 Metern lag. Im Abstieg über den verschneiten Nordgrat und das anschließende Couloir wäre ein länglicher Ausrüstungs-gegenstand von Nutzen gewesen, den wir etwas voreilig auf der Hütte zurückgelassen hatten…

Am frühen Nachmittag waren wir wieder an der Hütte und stiegen gleich weiter zum Parkplatz ab. Ohne Verkehrsprobleme ging es zurück in die Heimat – danke an das nette Team der Rüsselsheimer Hütte und an Hermann für die gute Auswahl der Tour…bis zur nächsten Steigeisen-Hengetse.

Termin: 26. – 28. September 2015
Teilnehmer: Hermann, Bernd, Nikolaj und Jochen
Autor: Jochen

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