Panorama-Wanderung im Alpsteingebirge

Die Wettervorhersage war ernüchternd: Samstag am Vormittag noch trocken, später leichter Regen. Für den Sonntag aber waren ganztägig starke Regenfälle angekündigt.

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Also sind wir in der Hoffnung auf eine Fehl-Vorhersage am Samstag morgen um 6.00 los gefahren nach Brülisau im Appenzeller Land. Bei Sonnenschein bestiegen wir die Gondel der Seilbahn zum Hohen Kasten, wo unserer Panorama-Wanderung nach einem Besuch des Alpengartens startete. Aber erst genossen wir die umwerfende Aussicht von hier oben nach allen Richtungen: im Westen und Norden über Appenzell und das Appenzeller Land bis zum Bodensee, im Osten über das tief unter uns gelegene Rheintal nach Vorarlberg, Montafon, Lichtenstein und Rätikon, im Süden die zerklüfteten und vielfach gefalteten Gipfel des Alpsteingebirges mit Altmann und Säntis. Und hier war auch schön das ständige Auf und Ab bis zur Saxer Lücke zu erkennen, das nun vor uns lag.

Vom Aussichtsberg ging es also erst mal wieder ein paar hundert Meter nach unten, um an der fast senkrechten Felswand des Hohen Kasten entlang nach Süden zu gelangen. Der Wanderweg führte uns überwiegend direkt über den Kamm des Gebirgszuges, so daß der Blick immer wieder nach links ins Rheintal und nach rechts ins Appenzeller Land gleitete.

Geologisch ist der Alpstein, anders als die überwiegend aus Granit bestehenden Zentralalpen, ein Kalksteinmassiv und stellt damit eine Art westliche Fortsetzung der weiter östlich zwischen Deutschland und Österreich verlaufenden nördlichen Kalkalpen dar. Der Kalkstein ist mit zahlreichen Rissen, Höhlen und Dolinen durchsetzt. Zwei der drei Seen verfügen nur über einen unterirdischen Abfluss, wobei das Wasser unter dem vorgelagerten Gebirgskamm in den Rhein fliesst (Wikipedia). Immer wieder waren die enormen tektonischen Kräfte zu bestaunen, die in Urzeiten diese phantastische Landschaft geformt haben.

Kurz vor dem Bergasthaus Staubern, das von der mächtigen Staubernkanzel überragt wird, hielten wir unsere aussichtsreiche Mittagsrast, immer noch bei prächtigem Sonnenschein, was uns aber nicht davon abhielt, kurz darauf am Gasthof erneut eine Rast auf der Sonnenterrasse einzulegen. Von hier fiel der Blick nach Westen zu unserem Etappenziel, dem Plattenbödeli unten am Sämtisersee, der von hier oben bereits merkwürdig trocken aussah.

Weiter ging es nach Süden, der Weg entlockte uns immer wieder ein großes Erstaunen angesichts der aufregenden Bergformationen und der tief darin eingeschnittenen Täler. Am Nachmittag erreichten wir schließlich die markanteste dieser Formationen, die Saxer Lücke. Dabei handelt es sich um einen Querbruch im Alpstein, der im Zusammenhang mit der Entstehung des Rheintalgrabens entstanden ist. Diese 150 m tiefe Kerbe bildet einen Paß, von dem wir den Abstieg nach Westen zum Berggasthof Bollenwees unternommen haben. Wieder eine sehr schöne Gelegenheit zum Rasten in wunderbarer Umgebung am Ende des Fälensees.

Das Wetter zeigte sich immer noch von der freundlichen Seite, als wir den Abstieg ins Sämtisertal unternahmen, an dessen Ende der fast ausgetrocknete Sämtiser See lag. Von dessen Ufer mußte schließlich noch ein letzter steiler Aufstieg durch den Wald geschafft werden, ehe wir erschöpft und durchschwitzt an unserem Refugium für die Nacht, dem Plattenbödeli, ankamen.

Nur wenige Minuten nach uns kam schließlich auch der Regen. Genauer: ein durchgreifender Wetterumschwung mit Temperatursturz, was uns schließlich doch an die Wettervorhersage glauben ließ.

Der Abend im Gasthaus war zwar nicht preiswert, dafür aber sehr gesellig und unterhaltsam. Das fanden auch andere Gäste, die die Geselligkeit bis weit in die Nacht ausdehnten und den ein oder anderen von uns um den Schlaf brachten.

Der Sonntag läßt sich sehr kurz zusammenfassen: ungemütlich, regnerisch, kalt. Thomas blieb gar nichts anderes übrig, als die Tour für beendet zu erklären, was auch von keinem in Frage gestellt wurde. Der einstündige Abstieg zwang uns, die durchnäßten Hosen zu wechseln, ehe wir in Brülisau die Autos bestiegen und den Heimweg antraten.

Aber Thomas hatte noch einen Trumpf im Ärmel: ein Besuch in einer Käserei in Stein bei Appenzell, sogar ohne Eintrittskosten. Interessante Informationen und Einblicke in die Käseherstellung des berühmten Appenzellers und die Gelegenheit zum Einkauf versöhnten mit dem verregneten Tag. Und da ich einige Stunden früher als geplant wieder zu Hause war, hatte ich Zeit, um diesen Bericht zu schreiben.

Danke an Thomas für die Tour, bitte mehr davon. Beim nächsten Mal scheint auch am Sonntag die Sonne.

Gustav

Teilnehmer: Thomas (Wanderführer), Volker, Marion, PeterT, Ute, PeterS, Sibylle, Norbert, Hubert und Gustav

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